Musikkulturelle Initiativen im Spannungsfeld
politisch deformierter Wahrnehmungs- und Erinnerungskulturen
(Einige Anmerkungen zur Problematik eines sachgemäß-kulturvollen Erinnerns an bestimmte Zusammenhänge aus dem Wirkungsumfeld  meiner inzwischen  von der Musikhochschule des Saarlandes übernommenen Musikinstrumentensammlung)

Den nachstehenden ’Kurztext’ hatte ich -  um als Ostdeutscher letztlich  auch genügend unmissverständlich zu sein -  in dieser  etwas ausführlicheren Form, als ansonsten für ein ’Abstract’ angemessen wäre, als Vorschlag eines von mir angestrebten Tagungsbeitrages für eine internationale Tagung zur Erinnerungskultur um „Deutsche Musikkultur in Osteuropa“ im Jahre  2009 an die Arbeitsgruppe gleichen Namens  in Bonn eingereicht.
An den dort unter diesem  Motto regelmäßig stattfindenden internationalen Veranstaltungen, hatte ich bereits zuvor verschiedentlich mit Beiträgen (welche ebenfalls unter www.bhje.de zu finden sind) teilgenommen.
Die alsbaldige Ablehnung meines Themen-Vorschlages konnte  ich aus den damals  angegebenen Gründen akzeptieren, da die dort veranstaltete  Wissenschaftsinitiative schließlich tatsächlich vorwiegend  auf Erinnerungskultur im Sinne von „ferner zurückliegend vergangenheitshistorischen“ deutschen Einflüssen konzipiert ist, und eben nicht – was ich eher einzubringen gedachte – auch die zweistaatliche deutsche Geschichte und deren Nachwirkungen unter  eher  „zeitgeschichtlichen“ Aspekten im Sinn hatte oder „einbeziehen“ mochte.
Wenn also insofern die Ablehnung meines damaligen Vorschlages auf Akzeptanz bei mir stoßen kann, so macht andererseits mein damaliger Vorschlag selbst deutlich, dass die gegenwärtig immer wieder fast ungehindert eskalierende Unkultur der Verfälschung und Vernichtung von Erinnerungen und Wahrnehmungen zu dem Abschnitt der deutschen Geschichte, an welchem ich selbst bislang teil hatte, natürlich  nicht auf meine Akzeptanz treffen kann.
Aus meiner entsprechenden Ablehnungshaltung als Wissenschaftler resultiert aber nicht nur Protest, sondern vor allem das Dringen auf letztlich unverzichtbare methodologische Differenzierungen zur Entwicklung und Entfaltung von  „Erinnerungskultur“, welche sich in ihren  sicherlich in unvermeidbarer Weise stets auch politisch motivierten oder auch entsprechend ’veranstalteten’  Aktivitäten  nicht selbst den Kulturlosigkeiten von apologetischen Diskreditierungen und  Diffamierungen, bis hin zu trivialer Hetze und Verleumdung, unterwirft.
Außer den von mir hier besonders hervorgehobenen konkret-persönlichen und in spezieller Weise „musikinstrumentell gefärbten“  Erinnerungsaspekten  sind mir also vornehmlich die hier ebenfalls deutlich akzentuierten  methodologischen Aspekte von „Erinnerungsgestaltung“  prinzipiell wichtig.
Und insofern motivierte mich dieser  inzwischen ansonsten vielleicht obsolete Kurz-Text  auch zur nunmehrigen Veröffentlichung.

Blicke ich heute auf die Geschichte meiner bereits als Jugendlicher begonnenen Musikinstrumentensammlung zurück (also über einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhundert) so kann es zunächst als überaus seltsam und merkwürdig, dann eher als bemerkenswert und denkwürdig und – wie ich letztlich meine - auch als erinnerungswürdig, und hinsichtlich bestimmter Aspekte auch als ausgesprochen aufschlussreich gelten, dass es sowohl innerhalb der Geschichte der DDR (insbesondere in den letzten Jahren ihres zunehmenden Zerfalls), als auch danach, immer wieder (zumal im Zusammenhang mit meinen, jeweils mit speziellen  Instrumenten dieser Sammlung verbundenen Aktivitäten) die verschiedensten und eigenartigsten „Ignoranz-Aktivitäten“, bis hin zu deutlichen „Verhinderungsbemühungen“ seitens bestimmter, offiziell etablierter Institutionen und Personen gegeben hat. Derartige Tendenzen von Wahrnehmungsverweigerung setzten sich dann auch in den nachfolgenden Jahren, unter nunmehr deutlich gewandelten gesellschaftspolitischen Bedingungen, fort und werden auch gegenwärtig, in Bezug auf ein sonstiges Erinnern an bestimmte, eben mit dieser Sammlung de facto eng verbundener (bzw. auch von ihr mit getragener oder zumindest ausgelöster) musikkultureller Initiativen und Aktivitäten (insbesondere museologischer, systematisch-musikwissenschaftlicher, sowie sonstiger musikantisch– musikalischer Art) deutlich.
Im kurzen, oberflächlichen Rückblick mag dabei Vieles aus heutiger Sicht vielleicht einfach nur als „eher rätselhaft“ oder eben auch als „kennzeichnend irrational“ innerhalb auch anderer, in der DDR-Wirklichkeit ohnehin immer wieder zu vermerkender, politisch bedingter Kulturlosigkeiten, sowie insbesondere auch in den späteren Wirren und Turbulenzen innerhalb eines letztlich doch überraschend schnell zusammenbrechenden Staatsgebildes, anzusehen sein. 
Ebenso wie auch manche der im Anschluss dieser politischen Zerfalls-Entwicklungen wohl ebenfalls verwirrend anmutenden Turbulenzen innerhalb bestimmter Auswirkungen von oftmals nicht nur „verunglückter“ sondern durchaus auch „unglückselig“ angelegter „Aufbau-Ost-Politik“ oftmals ebenfalls als unsinnig angesehen werden können. Aktivitäten und Maßnahmen, welche zuweilen statt wirklichem Aufbau eher bestimmte, wohl durch fest eingeübt-verallgemeinernde  Missachtung und langjährige Verächtlichmachung motivierte, und insofern auch gewollte, Zerstörungen von ideell und materiell Wertvollem anzielten, und dies auch allzu oft in effektiver Destruktivität erfolgreich bewirken konnten. 
So wird wohl auch die Frage, ob Derartiges nun jeweils als Resultat von kaltblütig-verächtlicher Siegerpolitik oder doch nur als bedauerlicher Nebeneffekt von eigentlich nicht gewollten politischen Turbulenzen voller „letztlich nicht mehr verständlich zu machender  Unglückseligkeiten“ bzw.  entsprechender „Imponderabilien“ anzusehen sei,  künftig auch eher einem „aktiven Vergessen und konzentriertem Nicht-Zur-Kenntnis-Nehmen“ unterliegen, als denn eine angemessene Rolle innerhalb einer analytisch aktiv nachfragenden Erinnerungskultur zu entsprechend fatalen Vorgängen innerhalb der politischen Kultur dieser deutschen „Nach-DDR-Zeitgeschichte“ spielen zu können.
Welche Bedeutung aber könnten dann etwa (gegenwärtig wohl kaum opportune)  Fragestellungen erlangen, die auf ein – eigentlich keineswegs einfach abzuweisendes – genaueres, analytisches Vergleichen derartiger, letztlich „doch auch zu erinnernder“ Vorgänge aus jüngeren deutschen  Musikkultur-Entwicklungen innerhalb der beiden wiederzuvereinigenden Deutschlands mit möglicherweise analogen (oder gar homologen?) Vorgängen um- und in- den weitaus älteren, und nun erst wieder im Sinne einer  sachgerecht zu entwickelnden Erinnerungskultur mühsam, durch aufwändige Forschungsaktivitäten wieder aufzuhellenden Problemlagen deutscher Musikkulturen innerhalb verschiedener nationaler  Politikkulturen außerhalb Deutschlands, aus sind?
Denn da die .letzteren  nun mit verstärkter Aufmerksamkeit im Sinne einer angemessenen Erinnerungskultur bedacht werden, kann auch die Frage entstehen, ob sich nicht auch aus solchen historisch jüngeren (gegenwärtig aber angesichts ihrer noch keineswegs verblassten und immer noch politisch-aktuellen „Peinlichkeits-Relevanz“ wohl auch eher zu verdrängenden) Erinnerungsnotwendigkeiten innerhalb Deutschlands, weitere Erkenntnisse – oder zumindest entsprechende „Sensibilisierungen“, auch im Sinne einer weiteren Kultivierung von weiter ausgreifenden Erinnerungsaktivitäten um Osteuropa – gewinnen lassen?
Bei eingehend näherer Betrachtung der von mir in meinem Beitrag (auch im Sinne derartiger Fragestellungen) herausgehoben-umrissenen Vorgänge innerhalb der beiden historisch jüngeren deutschen „Übergangs-Vergangenheiten“ lassen sich jedenfalls auch weiterführende rationale und wohl auch aufschlussreiche Erklärungs- und Verstehens-Möglichkeiten zu bestimmten (ansonsten eben eher „irrational“ anmutenden) Vorgängen und Entwicklungen sowie entsprechend erinnerbaren Ereignissen verdeutlichen und weitergehend erarbeiten.
Da derartige Vorgänge und auch weitere, damit verbundene, oder dann auch von daher rührende Entwicklungen, zuweilen aber auch (wie eigentlich bereits damals deutlich erkennbar war) den Grundsätzen von Humanität und Vernunft allzu deutlich entgegengesetzt waren, können auch jetzige, innerhalb und mittels derartiger vergleichender Forschungen wohl durchaus erkennbar werdende diesbezügliche Verantwortlichkeiten gegenüber der bisherigen deutschen Geschichte sowie hinsichtlich deren weiterreichender Auswirkungen innerhalb nunmehriger Gegenwart und fernerer Zukunft deutlicher werden.
Denn innerhalb dieser (sowohl zu DDR-Zeiten, als auch danach) zumeist deutlich politisch motivierten und wohl stets auch mit entsprechenden allgemeinen Macht– und/oder sonstigen politischen  Positions-Ambitionen verbundenen, dann oft auch entsprechend zugespitzten, sowie mit Hilfe politischer Führungsinstitutionen (oder letztlich auch unmittelbar von diesen selbst) organisierten Vorgänge, finden sich dann auch (sowohl unter den Rechtsverhältnissen der DDR, als auch, im Verlaufe von deren Überwindung, unter den nunmehrigen „Rechtsstaat-Verhältnissen“ der BRD) jeweils ganz bestimmte, durchaus auch mit Blick auf die Möglichkeit entsprechender historischer Analogien bzw.  in angemessen analytisch-vergleichender Weise rational abwägend zu bedenkende Phänomene von jeweils politisch motivierten  Rechtsverletzungen und damit verbundener, systembedingt gezielter Vertreibung und gezielt organisierter Marginalisierung von bestimmten Menschen und bestimmten wissenschaftlichen sowie musikalisch-kulturellen Inhalten und Werten. 
In meinem Beitrag soll nun – auch diese Zusammenhänge im Sinn bewahrend -  vornehmlich auf solche, letztlich stets mit meiner Sammlung verbundenen  „Problemkonstellationen“ näher eingegangen werden, deren gegenwärtig noch mögliche, detailliert erinnernde Wahrnehmung nun bereits der zunehmenden Gefahr ihrer künftigen Paralysierung ausgesetzt ist.
Ich möchte insofern vornehmlich auf bestimmte konkrete Ereignisse und Vorgängen in Verbindung mit „deutscher Musikkultur innerhalb deutscher Politikkultur“ verweisen, die sich insbesondere im Zusammenhang mit meinen sammlungsbezüglichen Aktivitäten zu speziellen Musikinstrumenten-Modellfällen wie:
A) „Zu neueren Dudelsackentwicklungen in Deutschland“ (insbesondere auch mit Blick auf bestimmte verbindende, aber auch bestimmte „trennende“ Tendenzen innerhalb jüngerer deutscher und slawischer, d.h. vor allem.sorbischer und tschechischer Dudelsackaktivitäten);
B) „Zu spezifischen Waldzitheraktivitäten im Zusammenhang mit bestimmten wissenschaftsorganisatorischen, musikethnologischen und  musikfolkloristischen Besonderheiten in der DDR und
C) „Zur musikantischen und musikinstrumentenkundlich-systematisch-wissenschaftlichen, sowie museologischen Nutzung und Weiterentwicklung von Maultrommelinstrumenten“,
ergeben haben.
Aufgrund meiner speziell-wissenschaftlichen, aber eben auch meiner speziellen musikantisch-persönlichen Bindungen an eine ganze Reihe von besonderen Instrumenten dieser Sammlung, in Verbindung mit meinen sonstigen, durch mein Wissen, meine Erfahrungen und mein Gewissen geleiteten persönlichen wissenschaftlichen und politischen Ambitionen und Aktivitäten und den insofern bei mir gewiss auch entsprechend bestehenden thematischen Vorlieben, speziellen Voreingenommenheiten und allerlei sonstigen „persönlichen Vorurteilsneigungen“, möchte ich (um demgemäß möglichen, objektivitätsgefährdenden Wirkungen der genannten subjektiven Tendenzen möglichst entgegenwirkend zu entgehen)  im Beitrag methodologisch jeweils nicht nur zwischen bestimmten, eher auf Insuffizienz und Unbildung beruhendem Unverständnis und entsprechenden Ablehnungshaltungen einerseits, und bewusst gestalteter Missachtung, sowie gewollt-gezielter Diskriminierung und Verleumdung usw. andererseits unterscheiden, sondern auch jeweils genauer differenzierend berücksichtigen, ob und inwieweit die entsprechend relevanten Problemkonstellationen von Fall zu Fall eher auf

1.) dem in der Regel organisatorisch hoch abgesicherten Niveau vorwiegend staatlich/gesellschaftlicher und  politisch-ideologisch motivierter Aktivitäten von institutionsgebundenen Funktionsträgern und ihren jeweils willigen System-Helfern angesiedelt waren, oder diese

2.) eher mit Blick auf immer wieder auch spontan entstehende, aber innerhalb des Wissenschaftsbetriebes (zumindest in den Formen wie ich diesen innerhalb Deutschlands in zwei unterschiedlichen Gesellschaftssystemen kennen lernen konnte) wohl immer wieder unvermeidlich anzutreffenden wissenschaftsorganisatorisch getarnte Intrigen, sowie
besonderen, egoistisch orientierten und moralisch fragwürdigen, aber  eben oft auch hochintelligent-raffiniert angelegten „Positions- und Karrieresicherungs-Aktivitäten“ von bestimmten „Wissenschaftler-Kollegen“ zu begreifen sind, -  oder es sich dabei zuweilen einfach auch nur um eigentlich eher

3.) triviale Auswüchse von vorwiegend individuell-subjektiv entstandenen bzw. entsprechend angelegten, persönlichen Aversionen handelt, deren Träger freilich dann auch bis in die hemmungslosesten Bösartigkeiten abgleiten konnten, sobald sie sich in einer seitens „höherer Führungsebenen“ vergewisserten „besonderen moralischen Abgesichertheit“ bzw. entsprechender Unterstützung ihres Tuns wähnen konnten,  und insofern dann - mit der zusätzlichen Gewissheit einer stets möglichen (bzw. auch „stets abrufbaren“) direkten organisatorischen Unterstützung durch entsprechend institutionsgestützte „Führer-Autoritäten“  bzw. der unter 1.) und 2.) gekennzeichneten gesellschaftlich etablierten und in der Regel auch hochorganisierten  Macht-Funktions- und Leitungs-Ebenen (also auch staatsnahen oder entsprechend wissenschaftsorganisatorisch verknüpften Autoritäten, Funktionsträgern und Institutionen) ausgestattet -  bis hin zu unverhüllt faschistoiden Exzessen steigern konnten.
Letztlich hat es auf allen dreien der hier genannten  (in der Realität freilich auch oft verwirrend vernetzt zusammenwirkenden) Ebenen sowohl zu DDR-Zeiten, insbesondere aber auch danach, immer wieder bestimmte, oft auch durchaus gezielt-organisierte Vorgänge gegeben, deren Tendenz  offensichtlich darin bestand, sowohl bestimmte, im Zusammenhang mit meinen wissenschaftlichen und auch speziell „musikfolkloristischen“  Initiativen und Aktivitäten entstandene Entwicklungen und Ergebnisse, als auch die weiteren Wirkmöglichkeiten dieser zweifellos größten in der DDR entstandenen, privaten Musikinstrumentensammlung einem durch ein politisch vielfältig vernetztes Motivationsgefüge bewirkten, und insofern eben auch „organisatorisch vorbereiteten und entsprechend  abgesicherten, erinnerungsverweigernden Vergessen“ anheim zu stellen.
Es gibt für mich in diesem Zusammenhang keineswegs „vorwiegend persönliche“,  sondern vor allem (freilich jeweils auch speziell mit meiner Person verbundene) spezifisch wissenschaftliche und kulturpolitische Gründe, dem möglichst deutlich entgegenzutreten.

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