Was sind eigentlich Aerophone ? (Teil 2)
Zu Sinn und Unsinn eines musikwissenschaftlichen Begriffs, sowie
über Wesen und Besonderheiten luftiger Musikinstrumente
(Vorgetragen am 24.11 2010  in Saarbrücken an der  Musikhochschule des Saarlandes)

Im ersten Teil meines  Vortrages hatte ich mich wesentlich mit der Frage  befasst, was wohl sinnvoller Weise unter dem so oft widersprüchlich und unklar verwendeten Begriff „Aerophon“ zu verstehen sein sollte, und ich hatte dies mit einer, manchmal bis ins detailliert „Haarspalterische“, aber zuweilen auch bis ins abstrakt Prinzipielle, reichenden kritischen Polemik, gegen die ansonsten zumeist hoch gelobte Vierklassensystematik der Musikinstrumente verbunden.
Wie damals bereits angekündigt, werde ich heute versuchen vielleicht weniger über abstrakte Begrifflichkeiten sondern eher über konkrete aerophone Besonderlichkeiten  und entsprechende technikgeschichtliche Zusammenhänge zu sprechen, die wiederum ihre spezielle Bedeutung im Zusammenhang mit einer entsprechenden Suche nach möglichen Wegen zur Entdeckung eines „Natürlichen Systems der Musikinstrumente“ haben.
Dabei möchte ich nun mit solchen Flöten- Besonderheiten beginnen, welche uns, - zumal im Vergleich mit bestimmten anderen Instrumenten -, in der Regel zwar irgendwie bekannt, zumeist aber nicht als spezifische Besonderheit bewusst, sind.
So etwa der doch eigenartige Umstand,  dass Röhrenflöten vergleichsweise die einzigen Blasinstrumente sind, welche auch am „dicken Ende“ angeblasen werden können.
Bedenken wir im Vergleich dazu etwa Oboen, Fagotte, Saxophone, Klarinetten und alle möglichen Arten von Kesselmundstück-Blasinstrumenten, so müssen wir tatsächlich feststellen, dass alle diese genau umgekehrt konzipiert werden müssen um effektiv zu sein. Und denken wir wieder zurückblickend an Flöten, - insbesondere an unsere üblichen Blockflöten oder auch an Querflöten älterer Bauart, so bestätigt sich uns diese Besonderheit.
Bedenken wir dann aber insbesondere die Querflöten, so stoßen wir sofort auf eine weitere Besonderheit: Das bislang vielleicht physikalisch-akustisch-mathematisch am exaktesten berechnete und entsprechend bestens optimierte natürlich-akustische Musikinstrument überhaupt, nämlich die heutige Böhm-Flöte, verhält sich hier wiederum ganz entgegengesetzt, da sie im Prinzip ebenfalls, ganz entgegen des ansonsten Flötenüblichem, wiederum am dünnen Ende angeblasen wird. (1)
Dann kann uns, wiederum im Vergleich mit den anderen genannten Blasinstrumenten, eine weitere Besonderheit auffallen.
Nehmen wir einen ganzen „Satz“ solcher Instrumente, also eine komplette Flötenfamilie vom Pikkolo bis zum Flöten- Groß-Bass, so können wir ohne weiteres vermerken, dass die tiefer klingenden Instrumente jeweils immer leiserer klingen.
Ja, eigentlich klingen sie geradezu zu leise!
Eine Flötenmelodie im Diskant hat kaum Schwierigkeiten sich im Zusammenspiel mit beliebigen anderen Blasinstrumenten durchzusetzen; - im Bassbereich hingegen sind Flötentöne da oft vollkommen hilflos. Und auch in Hinsicht auf die Skala einzelner Flöteninstrumente können wir Gleiches vermerken:
Die tieferen Töne klingen jeweils immer leiserer. 
Ganz anders wiederum alle anderen Blasinstrumente, welche auch in den tiefen Tonlagen, volle und kräftige Töne hervorzubringen vermögen.
Wir können uns diese akustische Besonderheit  auch  anschaulich „vor Ohren“ halten, wenn wir etwa einen vom Diskant bis zum Großbass reichenden Flötenklang mit der Klangkraft eines Instrumenten-Satzes vergleichen, der von der Pikkolo-Trompete bis zur Basstuba reicht.
Und, - um nun auch alle Blasinstrumente wiederum mit cordophonen Streichinstrumenten, zu vergleichen, so kann uns noch eine Besonderheit auffallen, die eben wiederum auch Flöten in besonderer Weise betrifft. Ich möchte dabei von Windharfen einmal absehen.
Hier meine ich dann Folgendes: Solange noch keine Drehleier erfunden war, konnte es auch noch keinen endlosen, ununterbrochen klingenden chordophonen Ton geben.
Man könnte nun meinen, dass dies auch bei angeblasenen Tönen, erst seit der Erfindung von Orgel- oder Dudelsackinstrumenten der Fall gewesen sein mag.
Aber Nein, - hier gilt es wiederum ganz wesentliche Entwicklungsunterschiede solch unterschiedlicher  Instrumentalmöglichkeiten festzuhalten:
Blasinstrumente konnten nicht nur historisch viel früher entstehen als Saiteninstrumente, sondern sie waren auch sofort zu  längeranhaltenden Tonbildungen in der Lage, welche den vom Mensch gespielten Saiteninstrumenten – solange da noch nicht einmal das Anstreichen der Saiten erfunden war -, noch sehr, sehr lange versagt blieben.
Hingegen waren Blasinstrumente, und unter ihnen eben auch die entsprechenden Aerophone, also die Flöten, nicht nur vom Augenblick ihrer Entstehung an, sofort zu langanhaltenden Tönen in der Lage, sondern im Prinzip, mittels der so genannten „zirkulierenden Atmung“, auch zu ununterbrochen endlosen Tonbildungen fähig.
Freilich wird in diesem Punkte schwer zu entscheiden sein, wann diese besondere Spieltechnik denn etwa erfunden, und dann auch häufiger angewandt, worden ist.
Vielleicht hängt es nun mit der geschilderten besonderen Schwäche des Flötenklanges zusammen, dass sich bei diesen Instrumenten wiederum eine weitere organologische Besonderheit häufig finden lässt, die ansonsten bei Röhren-Blasinstrumenten meiner Kenntnis nach) nur noch (und da freilich weitaus seltener) in Kombination mit lamellarer  Schallerzeugung vorkommt.
Ich meine den so genannten Mirliton- Effekt, der den Flötenklang mittels eines vibrierenden Häutchens, also einer „locker mitschwingenden“ Ganzmembrane,  in bestimmter Weise „verfärbt“ und damit auch in gewisser Weise „durchdringender“, und also auch „durchsetzungsfähiger“ macht.
Und vielleicht sollte ich hier auch noch auf eine ganz bestimmte „aerophone Selbstverständlichkeit“ hinweisen, die zuweilen aber von manchen Musikanten als „Besonderheit“ wahrgenommen wird.
Wenn - um dazu ein bestimmtes Beispiel zu wählen- etwa ein Harmonikaspieler und ein Flötist zusammen spielen und sich letzterer dafür auch jeweils genau auf die Harmonika eingestimmt hat, aber dann vielleicht beide unter den Einfluss herbeiströmender kalter Luft geraten, so werden sich die beiden unterschiedlichen Instrumente natürlich verstimmen, – allerdings in jeweils anderer Richtung.
Da sich die Luft der Flöte abkühlt, wird dieses Instrument nun etwas tiefer klingen, wohingegen die kühler gewordenen Zungen der Harmonika, diese nunmehr höher erklingen lassen.
Aber wie gesagt, eigentlich keine Besonderheit, sondern ein etwa ebenso selbstverständlicher Vorgang,  wie wenn sich auch zwei mit entsprechend unterschiedlichem Saitenmaterial  - also etwa einerseits Metall- und andererseits Nylonsaiten – bespannte Gitarren, unter Temperaturveränderung, ebenso in entgegengesetzte Richtungen verstimmen werden...
Ich möchte nun auf ganz andere, m. E. weitaus wesentlichere Besonderheiten von Flöten zu sprechen kommen und dazu mit einer Frage ansetzen, welche ich sowohl in bestimmten Vorlesungen und Vorträgen als auch zu Führungen in meinen Musikinstrumentenausstellungen, immer wieder gerne gestellt habe:
Was können wir wohl als das raffinierteste aller Musikinstrumente ansehen?
Ich meine raffiniert, - und nicht etwa  kompliziert, oder komplex, oder schwer verständlich usw...
Manchmal wurde dann unter den Antworten die Trompete genannt. Also eine Antwort, von Jemandem dem das Gleiche aufgefallen war, was ich schon im ersten Teil meines Vortrages  dazu angemerkt hatte, dass nämlich dieses Instrument nur mittels eines raffinierterweise „ausgeborgten“ Tongenerators funktioniert, der eigentlich gar nicht selbst zum Instrument gehört, denn wir müssen dem Instrument schließlich  immer wieder erst bestimmte „polsterförmige Membranen“, also die Lippen unseres Mundes, zur Verfügung stellen, damit es auch als Trompete erklingen kann.(2)
Eine andere, oft gegebene Antwort lautete: „Das Didgeridoo“!
Wobei dazu in der Regel weniger das gleiche wie bei der Trompete gemeint war (was sich beim Didgeridoo doch schließlich auch sagen ließe), sondern – ganz im Sinne einer immer noch anhaltenden Mode-Faszination um dieses Kult-Instrument – wohl eher an die Vielfalt von spieltechnischen Raffinessen und Mehrstimmigkeiten, die dieses Blasinstrument erfordert und ermöglicht, gedacht wurde.
Für Sie mag indessen – da ich ja hier über die Spezifik von Aerophonen sprechen möchte – bereits klar sein, dass ich natürlich mit meiner Frage auf die Flöte aus war, bei welcher sich Raffinesse in einem ganz anderen Sinne vermerken lässt:
Ein Instrument mit welchem es gelingt, seine instrumentalintegrierte Luft, mittels Anblasluft in  Schwingungen zu versetzen, welche dann, wiederum  mittels der Außenluft, an unser Ohr geleitet werden.
Es ist also bei diesem, in dieser Hinsicht eben unübertroffen raffiniertem Luft-Luft-Luft-Instrument, immer nur Luft im Spiel, - eine vollkommen luftige, und durch und durch windige Angelegenheit.
Zumal wenn wir nun noch bedenken, dass dabei jeweils auch ein Teil der Anblasluft aus unseren Lungen, welcher soeben noch (hier gleichsam wie die Lippen am Trompetenmundstück)  Bestandteil unseres Körpers war und von diesem, dann dem Instrument zur Verfügung gestellt wurde, um so auch zum Bestandteil der schwingenden Luft innerhalb des durchströmten Instrumentenkörpers zu werden, welcher dann, wiederum kurz darauf, auch als ein Bestandteil der schwingenden Außenluft  zur Wirkung  zu kommen hat, damit die ganze Angelegenheit auch längerwährend funktioniert.
Wir sollten uns aber trotzdem einig darüber sein, dass es trotz dieser jeweils völlig luftig-raffinierten Austausch– Prozesse, doch sinnvoll bleibt, in der Betrachtung dieses Gesamt-Prozesses jeweils das Anblasen mit Luft  als auslösende Erregungsart,  - die jeweils instrumentalintegrierte Luft im Flötenrohr, als das eigentliche einzige WESO, also als das einzige „wesentliche Element schallrelevanter Oszillation“ des Instrumentes, und die jeweilige Außenluft dann, als das schallleitende Medium, zu akzeptieren.
Wenn dies klar gestellt ist, kann ich auch folgende drei Fragen aufwerfen, von denen die ersten beiden freilich zunächst ziemlich willkürlich anmuten mögen:
Lassen sich auch unter den Aerophonen, Musikinstrumente mir vergleichbar raffinierter Mehrstimmigkeit wie beim Didgeridoo finden, und gibt es etwa auch unter den Aerophonen Instrumente in der Art der Trompete, - nämlich mit einem tatsächlich vollständig vom Organismus des Spielers erst auszuleihendem primärem bzw. einzigem WESO?
Zwei Fragen auf die ich zurückkommen möchte,  - wobei die letztere bereits eine dritte Problematik berühren kann, nämlich die Frage, inwieweit wir auch Teile unseres Körpers, oder auch diesen selbst, bei solchen œberlegungen zur Systematik der Musikinstrumente, als “musikinstrumentelle Technik“ auffassen und systematisch systematisierend einbeziehen sollten.
Ich möchte dieses letztere Problem zunächst von einer anderen Seite angehen.
Zuweilen kann einem die Auffassung begegnen, dass in Anbetracht der Gesamtheit von Musikinstrumenten, doch die menschliche Stimme als eines der wichtigsten Musikinstrumente überhaupt, nicht nur unter diesen  systematisch eingereiht, sondern auch als besonders wesentliches, Sinn-, Orientierung- und Vorbild- stiftendes „Instrument“, systembildend hervorzuheben sei, zumal die Entwicklung vieler Musikinstrumente ja letztlich wohl doch aus den Bemühungen zu verstehen seien, die menschliche Stimme nachzuahmen oder es ihr musikalisch gleich zu tun....
Derartige Betrachtungen, die ich eher für einen Ausfluss musikalischer Stimm-Liebhaberei, als denn für ein Ergebnis systematisch sachlichen Nachdenkens über die Entwicklung musikinstrumenteller Technik halten muss, kann ich zwar nicht einfach ignorieren, aber eben auch keinesfalls zustimmend teilen.
Für das Verständnis der Technikentwicklung um die es hier geht, muss eben deutlich unterschieden werden, zwischen dem was unser gegenständlicher Organismus an allerlei Möglichkeiten mit auf die Welt bringt, und dem was er dann zwischen sich und die Welt, in die er geraten ist, an Gegenständlichem „stellt“ und nutzt.
Technik ist eben das Zweitere, - das vom Menschen gegenständlich „Dazwischengebrachte“.
In einer systematisch zu gestaltenden Aufstellung aller wichtigen schallgebenden musikalisch-musikantischen Mittel wird natürlich, neben vielen Musikinstrumenten, auch die menschliche Stimme einen hervorragenden Platz einnehmen müssen und dies mag man auch für bestimmte Systematiken der „Instrumentationslehre“ usw. so handhaben.
Aber im Sinne  der Systematisierung musikinstrumenteller Technik, insbesondere im Sinne des hier umrissenen Anliegens, wären alle Versuche ihrer dortigen Einordnung völlig verfehlt.
Soweit zur menschlichen Stimme.
Unser Organismus verfügt aber noch über ganz andere physikalisch-akustische Möglichkeiten,- und damit sind wir auch wieder bei den Möglichkeiten aerophoner Schallerzeugung.
Denn schließlich kommen wir nicht nur als Schreihälse auf die Welt, in der wir geraume Zeit später die Erfahrung machen, dass wir auch singen können, sondern wir  machen – in der Regel erst etwas später -, auch unweigerlich die Entdeckung, dass wir neben Schreien, Sprechen und Singen auch noch über die verschiedensten Möglichkeiten des Pfeifens, sowie noch weiterer körpereigener Möglichkeiten von aerophoner Schallerzeugung, verfügen, - von denen die flötenartigen allerdings zweifellos die bemerkenswertesten sind.
Und hier lohnt sich – gerade im Sinne eines tieferen Verständnisses der Entwicklung musikinstrumenteller Technik – eine eingehendere Betrachtung solcher Möglichkeiten, auch wenn diese alle eben gerade noch nicht zu „musikinstrumenteller Technik“ im eigentlichen Sinne von Technik gehören können.
Denn wir sollten festhalten, dass wir nicht nur als sprach- und singbegabte Naturwesen existieren, sondern eben auch von Natur her eigentlich „Flöten“ sind; - indem wir nämlich über die doch  erstaunliche Möglichkeit verfügen, mittels unseres Leibes und innerhalb dessen, Flötentöne hervorzubringen. Freilich alles „untechnische“ und insofern eigentlich auch „nichtinstrumentelle“  Flötentöne.
Und dabei  ergibt sich dann auch die interessante Frage, welche Bedeutung dies denn nun wohl für das Verständnis der Entstehung und Entwicklung, der dann erst weitaus später entstehenden ersten „technischen“ Flöteninstrumente außerhalb unseres Leibes haben könnte.
Ist etwa die Erfindung erster Flöten, dem Versuch geschuldet das „Körperpfeifen“  des Menschen nachzuahmen oder zu verbessern?
Dementsprechende Vorstellungen gibt es tatsächlich immer wieder, zumal auch bei C. Sachs, Musikinstrumente zuweilen als „Organprojektionen“ ausgegeben werden.
Ich neige hier zu einer ganz anderen Betrachtungsweise, welche ich im Folgenden etwas näher darstellen möchte.
Dabei möchte ich aber auch - wie bereits im ersten Aerophon-Vortrag betont – nochmals darauf hinweisen, dass gerade die Betrachtung aerophoner Schallerzeugung, besonders geeignet ist, bestimmte generelle Probleme der Entstehung und Entwicklung musikinstrumenteller Technik zu bedenken, zu verdeutlichen und zu verstehen.
Und dies kann hier, wo wir bereits begonnen haben unseren eigenen Organismus als Flöte zu betrachten, wiederum besonders deutlich werden.
Denn in Hinsicht auf seine speziellen aerophonen Möglichkeiten erweist sich dieser, im Vergleich zu allerlei anderen, wie etwa lamellophonen, membranophonen, chordophonen oder sonstigen solidophonen Möglichkeiten von Schallerzeugung, als durchaus in ganz besonderer Weise bevorteiligt  und begabt.
Darauf möchte ich nun näher eingehen:
Auch hier können wir wieder unterscheiden zwischen anzublasenden (also flötengemäßen) und anderen, etwa anzuschlagenden aerophonen Konstellationen, wie z.B. das Händeklatschen mit hohlen Handflächen, oder auch das Erschüttern der Luftmenge in unserer jeweils unterschiedlich weit geöffneten Mundhöhle, durch seitliches Anschlagen der Wangen oder auch spezielleres Zusammenschlagen unserer Hände vor leicht geöffneter Mundhöhle und vielerlei ähnliches.
Dabei sind aber nun bereits hochinteressante Differenzierungen möglich:
Einfaches Pfeifen mit leicht angespitzt geöffnetem Mund kann unserem Organismus naturgemäß auch im entspanntem Schlaf, oder sonst irgendwie – etwa genau gegenteilig - während hochangespannter körperlicher Anstrengung, mehr oder weniger ungewollt, widerfahren.
Bewusstes Melodiepfeifen, oder auch mit absichtsvoll  schalenförmig gestalteten Handflächen zu klatschen, sind bereits ganz andere Prozesse. Und am Beispiel unserer naturgegebenen Flötenmöglichkeiten zeigt sich da, eine noch bemerkenswertere Palette von Unterschiedenheiten und möglichen Neuartigkeits-Erfindungen, die wir bereits mit unserem eigene Organismus veranstalten können, ohne bereits den Schritt in Richtung körperverlassender technischer Gegenständlichkeit tatsächlich vollzogen zu haben.
Sobald wir unser Pfeifen mit  Mund und Lippen, auch mit Hilfe von Fingern im Mund und an den Lippen, vielgestaltiger und vielfältig veränderbarer gestalten, machen wir mit uns selbst als Flöten mehr, als ansonsten die Natur mit uns bereits gemacht hatte. Und noch interessanter, gestalten sich unsere aerophonen Körpermöglichkeiten, wenn wir dann etwa unsere beiden Hände zu einem okarinaartigem Hohlraum formen  und diesen dann geradezu „instrumental“ – eben ganz genau so wie mittels einer wirklichen Okarina – vor unserer Mundhöhle mit den Lippen anblasen.
Regelrechte Erfindungen, die in dieser  bereits hochentwickelten Form, keineswegs mehr so einfach als „naturgegeben“ anzusehen sind, wie eben das einfache Mundhöhlen-Lippen-Pfeifen, welches uns – wie gesagt - zuweilen auch ganz ohne unser Zutun, und ganz ohne Sinn und Verstand widerfahren kann.
Und hier kann dann auch die Frage aufgeworfen werden, ob etwa die Erfindung der eben geschilderten Handokarina, eher vor oder aber eher nach, der „Erfindung“ erster  körperfremd-gegenständlicher – also im eigentlichen Sinne „technischer“ – Flöteninstrumente, anzunehmen sei?
Aus meiner Sicht können dazu  – ganz abgesehen davon, dass dies wiederum in unterschiedlichen Frühmenschkulturen, jeweils wieder ganz unterschiedlich vonstatten gegangen sein kann – für beide Möglichkeiten auch jeweils gute Gründe, bzw. dazu einleuchtende Vorstellungen, angeführt und entwickelt werden.
Wichtig scheint mir hierbei aber vor allem, dass diese œberlegungen zu solchen körpereigenen aerophonen  Möglichkeiten und deren möglicher Weiterentwicklungen über unseren Körper hinaus, dann auch im Zusammenhang mit den allerselbstverständlichsten Verhaltensweisen unseres Körpers zur Ernährung und den dabei notwendigerweise in, an und vor unserer Mundhöhle ins Spiel gelangenden Gegenständlichkeiten, weiterzuführen sind.
Und so betrachtet, geraten nun die aerophonen Möglichkeiten von Schallerzeugung, die zunächst  - solange wir sie nur in ihren körpereigenen Möglichkeiten betrachtet hatten - geradezu als dominant erscheinen mussten, in ein wiederum bemerkenswertes „Hintertreffen“, sobald wir hier die darüber hinausgehenden Entwicklungsschritte verfolgen.
Denn bevor hier etwa an holen Halmen oder holen Knochen, oder auch anderen Hohlkörpern wie Muscheln, Fruchtschalen, Schädeln  oder Nüssen usw., flötenartige Instrumentalmöglichkeiten entdeckt werden konnten, wurden möglicherweise auch  schon andere, vielleicht näher liegende Schallerzeugungsmöglichkeiten wahrgenommen.
Schließlich können da solche membranophonen Tonerzeugungsmöglichkeiten  wie der bereits erwähnte so genannte „eingespaltene Grashalm“ oder auch die so genannte „Bandzunge“, die in diesen Formgestaltungen mit Gewissheit  in damaliger Nahrung vielfach vorgekommen sein werden, manchmal viel näher liegen.
Und auch wer etwa einen längeren Röhrenknochen, in den damit sicherlich unvermeidlich verbundenen Bemühungen an dessen Mark zu gelangen, nicht nur aussaugt, sondern auch ab und an prustend ausbläst, konnte damit ganz leicht und unverhofft auf einen, mittels seiner Lippen erzeugten, Trompetenton stoßen.
Aus einem solchen Knochen (oder entsprechendem Pflanzenhalm) oder auch den anderen, beim Essverhalten vielfältig anfallenden sonstigen Hohlkörpern, aber ein erstes effektives Flöteninstrument in Anwendung zu bringen,  wäre in der Regel doch ein weitaus schwierigerer Vorgang.
Hier muss ich allerdings sofort wieder einem weit verbreiteten flötenbezüglichen Vorurteil entgegentreten.
Wenn etwa Archäologen und Anthropologen unter sonstigen Knochen und Werkzeugen, auch auf Röhrenknochen, die vielleicht Musikinstrumente sein könnten, stoßen, so suchen sie in der Regel nach Anzeichen für ein „Flötenmundstück“ und nach Grifflöchern, und wenn beides vorhanden ist, - glauben sie sicher zu sein. Der Nachweis von Mundstückgestaltung gilt als Beleg dafür, dass es tatsächlich ein mit Absicht als solches hergestelltes Flöteninstrument ist, und die Grifflöcher dann etwa auch als Hinweis auf die Art und den Entwicklungsstatus der entsprechenden Musikkultur.
Dies muss zunächst auch nicht alles falsch sein; - es ist aber entsetzlich vereinfachend und eben in bedenklicher Weise vorurteilsbeladen.
Wer Flöteninstrumente in ihren vielfältigen Erscheinungsformen, sowie hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Verwendungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, systematisch ernst nimmt, kann wissen, dass auch einfachste Röhren, ohne die geringsten Anzeichen von Mundstücksbemühungen oder Grifflöchern, hoch virtuos bespielte Flöteninstrumente  einer hoch entwickelten Musikkultur sein können.
Freilich nur, wenn eine besondere, zwar inzwischen weltweit verbreitete, aber eben nicht einfach zu beherrschende Anblasmöglichkeit, nämlich der „Schrägflötenansatz“, der in der jüngeren Geschichte insbesondere in islamischen Kulturen genutzt und gepflegt  wurde und wird, in Anwendung kommt.
In meinen Vorlesungen zur Systematik und Physik der Musikinstrumente habe ich dies alljährlich, an etwa armlangen einfachsten  PVC Röhren vorgeführt, deren einziges „Griffloch“ in der unteren Röhrenöffnung bestand.
Und damit, -  also auch ohne weitere Grifflöcher -, können an solchen, von der Konstruktion her zwar überaus einfachen, aber  von der Spielweise her dann sehr komplizierten, höchst anspruchsvollen Musikinstrumenten,  in den oberen, überblasenen Oktaven, durchaus lückenlose diatonische Tonleitern (mit weiteren möglichen Zwischentönen) realisiert werden.
Ein solches Instrument gehört aber nicht nur deswegen, sondern auch in ganz anderer Hinsicht zu den vorzüglich zu beachtenden Besonderheiten von Flöteninstrumenten, - worauf ich ebenfalls noch zurückkommen werde.
Hier muss zunächst aber wieder betont werden, dass die Existenz solcher mundstückloser Flöten nun aber nicht bedeuten kann, dass meine Darstellung von vorhin, nunmehr hinfällig sei.
Der trompetengemäße Schallerzeugungsvorgang an einer solchen mundstücklosen Röhre, ist nicht nur unter dem Aspekt seiner stets zufällig möglichen, Wieder- und Neu-Entdeckung, sondern auch hinsichtlich seiner – im Vergleich zum aufwändigeren Schrägflötenansatz – bestechenderen Einfachheit,  als stets nahe liegender, und insofern wohl auch als wahrscheinlich historisch früher entstanden, anzusehen.
Aus solchen œberlegungen ergeben sich aber auch noch weitere Fragen.
Wenn uns das „Flöten und Pfeifen“ bereits vor der Erfindung erster Flöten- und Pfeifen zugänglich war, dessen Bedeutung und mögliche Faszination  dann aber vielleicht durch die Entdeckung neuer, nun „technischer Blasinstrumentenmöglichkeiten“ wieder zurückgedrängt werden konnte, wie könnten dann seine weitere Entwicklung und die entsprechend spezifischen Entfaltungsmöglichkeiten unterschiedlicher Flöteninstrumente (gegebenenfalls auch wieder im Vergleich zu anderen Blasinstrumenten) zu beurteilen sein?
Ich werde mich nun natürlich nicht auf weitere Spekulationen zur möglichen Reihenfolge der Entstehung verschiedener Instrumente einlassen, meine aber doch, dass sich aus vergleichsanalytischer Sicht sehr wohl bestimmte Aussagen zu diesen  Entwicklungen  treffen lassen.
Wenn wir wieder unseren, aus der Betrachtung von Essverhalten herrührenden œberlegungen folgen, so lässt sich wohl sagen, dass nach der, im Vergleich zur Entstehung erster oboenartiger und trompetenartiger Blasinstrumente, wahrscheinlich späteren Entstehung von instrumental entwickelterem Flötenspiel, diese Instrumente alsbald eine dann wahrscheinlich  wieder rasantere und auch vielfältiger gestaltete Entwicklung, genommen haben.
Für eine solche Hypothese gibt es aus meiner Sicht eine Reihe von Begründungsmöglichkeiten, die sich vor allem aber, aus den im Grunde genommen zumeist robusten, aber trotzdem vielfältig unterschiedlichen, Konstruktionsmöglichkeiten solcher Instrumente, und den dafür naturgegeben, vielfältig naturwüchsig vorhandenen Konstruktionsmaterialien, ergeben.
Und diese Vielzahl biogen vorbereiteter Materialien die uns die Natur ohne unser Zutun anbietet, ist eben hinsichtlich aerophoner Entwicklungsmöglichkeiten in besonders deutlicher Weise zu vermerken.
Um dies vielleicht wieder an unserem bereits erwähntem Beispiel, der „mundstücklosen“ Schrägflöte, also einem einfachen Stück Rohr, an dem ja die verschiedensten Anblasarten möglich sind, deutlicher zu machen, folgende Anmerkungen:
Die trompetengemäße Anblasweise kann sozusagen als eine frühe und  „leichte Geburt“, die auch sofort mit  lautstarkem Getöse in die Welt gesetzt wurde, verstanden werden, wohingegen der Schrägflötenansatz mit all seinen Schwierigkeiten, zumeist wohl viel später und mit viel mehr Komplikationen auf die Welt kommt, dies dann aber mit eher anmutig einschmeichelnden Tönen begleiten kann.
Dabei käme in diesem Vergleichsfall noch hinzu, dass die ersten, noch körperverbundenen, trompetengemäßen Töne, an einem solch einfachen Rohr (oder eben auch einem Horn oder einer schneckenförmigen Muschel usw.), durchaus auch noch körperanalog (also etwa  „Prustend“, „Furzend“ oder auch „Quikend“) anmuten können und dabei zumeist auch an Instrumente von beachtlicher Größe gebunden sind, wohingegen die Schrägflötentöne sofort – trotz aller zuvor möglichen körpereigenen Flötentonerfahrungen die wir schon gemacht haben können - etwas unüberhörbar Neues auf die Welt bringen, dessen nunmehr künstliche Erzeugung an diesem Rohr, auch nichts körperhaftes mehr an sich haben muss und  zudem auch in weitaus kleinerer Instrumentalform möglich ist.
Die Neuartigkeit dessen aber, was nun mittels entsprechender Flötentöne in die Welt und in die Geschichte der Menschheit eingebracht wird, ist in mehrfacher Hinsicht von überaus erstaunlicher Bedeutung.
Die Natur konfrontiert uns damit in gleichsam zweierlei Weise mit der Möglichkeit Flöten zu „erfinden“:
Zum einen,  in dem  sie uns erkennen lässt, dass sowohl wir selber, als auch andere Lebewesen, solche sind und dies zudem mittels unserer Finger oder auch unserer speziell geformten Hände noch eigenwillig ausgestalten können, und zum anderen mittels der Tatsache, dass sie, - ebenso wie bei der Hervorbringung eines solchen Wesens wie wir es sind - letztlich auch bei der Hervorbringung der Vielzahl von all den anderen Lebewesen, den gleichen Gesetzen folgt  und uns dabei in  Hülle und Fülle mit geradezu ideal vorbereiteten biogenen Röhren und anderen entsprechenden Hohlkörpermaterialien überschüttet,  welche eben einfach wunderbar zur direkten Nutzung als Flöten sowie auch zur späteren Herstellung von gerade solchen Instrumenten geeignet sind.
Eine Möglichkeit, die uns die Natur offenbar in „bevorzugter Weise“ eröffnet.
In diesem Sinne scheint es mir am Beispiel einer solchen Schrägflöte auch eher angebracht nicht so ohne Weiteres von einer „Erfindung“, sondern vielleicht eher von einer eigentlichen Entdeckung zu sprechen, denn ein solches Stück Rohr lässt sich zuweilen auch ohne jeglichen erfinderischen Arbeitsaufwand, unmittelbar, in quasi fertiger Form, aus der Natur entnehmen, bzw. als „instrumentale Möglichkeit“ entdecken.
Zu „erfinden“ waren  da lediglich noch die unterschiedlichen Möglichkeiten ein solches unverändertes Rohr dann auch in verschiedenster Weise als Flöte anzublasen, - also entweder panflötenartig oder als Schrägflöte in jeweils offener oder  gedackter Weise...
Was hat dies aber nun, mit den von mir bereits als „überaus erstaunlich“  bezeichneten, weiteren Besonderheiten dieser Entwicklungen zu tun?
Dazu möchte ich mit einer Besonderheit anfangen, die Ihnen vielleicht nicht sonderlich  beeindruckend erscheinen mag, aber für mich, im Sinne meines generellen Bemühens um ein systematisches Verständnis der so oft eigenartigen Entwicklungsbewegungen musikinstrumenteller Technik, doch von hoher Bedeutung ist.
Ich beziehe mich dabei auf ein heute bereits angeschnittenes Problem:
Wenn wir uns selbst, als ein von Natur her, nicht nur als sprach- und singbegabtes, sondern auch als flötentonbegabtes Wesen, oder auch gar selbst als wandelnde Flöten begreifen können (was ja alles richtig ist), und dann auch noch beginnen vorgefundene Werkzeuge als Flöten zu benutzen und später auch selbst künstliche Flöten, als musikinstrumentelle Technik, herzustellen, so kann doch bemerkenswert sein, dass wir dies zunächst gerade nicht in der gleichen physikalisch-akustischen Weise tun, wie es die Natur zuvor mit uns getan hat.
Ja, wir stellen diesbezügliche Fragen eigentlich überhaupt nicht, sondern wursteln eher - beispielsweise beim Essen und Trinken - einfach darauf los, und entdecken und erfinden  dabei dann zuweilen ganz Erstaunliches. So zum Beispiel auch Flöten und andere Blasinstrumente.
Und ganz gewiss stimmt dabei gerade das überhaupt nicht, was wir dann manchmal von uns selbst gerne glauben möchten – und was mir als Entwicklungsvorstellung innerhalb der Musikwissenschaften, immer wieder begegnet ist -, nämlich die Vorstellung, dass die Entstehung und Entwicklung von Musikinstrumenten etwa „auf der steten Suche nach dem schönen Klang“,  und insofern doch vorwiegend absichtsvoll und gezielt suchend erfolgt sei.
Um die damit angeschnittenen Probleme zu verdeutlichen, möchte ich sie nun  mit einer Reihe von gezielt aufgeworfenen Fragen und den dazu aus meiner Sicht möglichen Antworten konfrontieren:
Als erstes sollten wir uns hier die Frage stellen, wie denn eigentlich das einfache Pfeifen mit dem Mund und unseren gespitzten Lippen, physikalisch funktioniert.
Ich denke, dass  dabei, von unserer inneren Rachenöffnung her, ein schlanker Luftstrom durch unsere, im Vergleich mit dieser öffnung weitaus größeren Mundhöhle, zur wiederum kleineren Mundöffnung geleitet wird, wodurch die in der Mundhöhle integrierte Luftmenge in Schwingungen versetzt wird, welche dann an unseren Lippen, als Pfeiftöne an die Außenluft abgestrahlt werden. Solche Pfeiftonschwingungen  werden dort allerdings auch abgegeben wenn wir nicht blasen, sondern auf gleichem Wege durch unsere Mundhöhle  saugen. Die beiden, jeweils im Querschnitt deutlich kleineren öffnungen, des im Querschnitt eben deutlich größeren luftdurchströmten  Hohlraums unserer Mundhöhle, sind dabei wohl die wesentlichen physikalischen Vorraussetzung um die Luft in diesem Hohlraum in schallrelevante Schwingungen zu versetzen. Die unterschiedlichen Höhen der so erzeugten Töne, lassen sich dabei vor allem mittels jeweiliger Veränderungen des Volumens dieses Hohlraumes „Mundhöhle“ erreichen, wobei dessen durchblasene Größe auch noch durch bestimmte Zungenbewegungen schlagartig „umgeschaltet“  werden kann.
Wenn wir diesen, eigentlich recht überschaubaren und letztlich doch so nahe liegenden – nämlich unmittelbar in uns selbst vorliegenden – aerophonen  Vorgang und seine entsprechenden  Konstruktionsbedingungen verstanden haben, können wir nun auch gezielt fragen, ob sich eine technische Verwirklichung dieser spezifischen Möglichkeit von Schallerzeugung, nämlich  ein Hohlkörper, mit lediglich zwei, möglichst gegenüberliegenden kleinen öffnungen,  auch in der bisherigen, doch so überaus vielfältigen Entwicklung unterschiedlichster Flöteninstrumente finden lässt, und in welcher Weise dieses zunächst biotisch-physikalische Prinzip gegebenenfalls von uns dann technisch-physikalisch weiterentwickelt wurde.
Unter den mir bekannten traditionellen Flöteninstrumenten vermag ich Derartiges jedoch nicht zu erkennen.
Mir fallen in diesem Zusammenhang lediglich zwei ganz neue Arten von zunächst  recht schlicht anmutenden aerophonen Tongeneratoren auf,  die wohl erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstanden sind, und innerhalb der Ihnen hier übergebenen Musikinstrumenten-Sammlung natürlich von entsprechend hoher Bedeutung sind, - auch wenn sie ansonsten wohl eher zu den ganz unscheinbaren, und belanglos anmutenden Tonerzeugern gehören, die einer üblichen musikwissenschaftlichen Betrachtung wohl auch kaum als Wert erscheinen mögen. 
Es handelt sich dabei einmal um einen mit vielen regelmäßigen „Quereinfaltungen“ versehenen flexiblen Schlauch aus dünnem Plaste-Material, welcher entweder anzublasen, oder aber auch an einem Ende frei herumzuschleudern ist, und im Sinne eines solchen Gebrauchs  auch schon seit Jahrzehnten als Musikinstrument verkauft wird.
Dieser, eben keinesfalls innen glatte, sondern “ziehharmonikamäßig“ gestaltete Schlauch, verfügt insofern über eine Vielzahl von aneinandergereihten, sich jeweils wieder verengenden Hohlräumen, die wohl alle physikalisch ebenso wirken können wie unsere Mundhöhle beim Pfeifen.
Und von daher ist er offenbar auch zu einer ebensolchen Schallerzeugung in der Lage.
Ich bin mir hier zwar nicht völlig sicher ob diese Interpretation seiner „schallerzeugenden Physik“ auch wirklich genügend  zutreffend ist, verfüge aber über keine bessere, und möchte ihn insofern auch entsprechend zuordnen.
Viel eindeutiger sind die Verhältnisse nun bei dem anderen, von mir hier hervorzuhebendem Instrumentalbeispiel.
Eine völlig schlichte  Teekesselpfeife, welche tatsächlich lediglich aus einem einfachen, auf den Teekessel aufzusetzenden kleinen Hohlkörper aus Blech, mit zwei gegenüberliegenden kleinen öffnungen, besteht,  durch die dann der Dampf jeweils ein- und dann an der gegenüberliegenden öffnung pfeifend wieder ausströmen kann, wobei ein entsprechender Pfeifton auch – ebenso wie beim soeben geschilderten Schlauch und beim biogenen Mundpfeifen – möglich wird, wenn nicht geblasen sondern gesaugt wird, - was freilich bei Teekesseln kaum vorkommt.
Diese spezielle Pfeife gehört  allerdings auch unter den Teekesselpfeifen eher zu den Seltenheiten, denn meiner Erfahrung nach – und ich habe ja mein Leben lang ständig nach solchen Dingen Ausschau gehalten – sind die meisten dieser Exemplare, doch eher in der Art von Blockflöten-Kopfstücken konstruiert.
Was möchte ich nun hier als „besonders bedenkenswert“ hervorheben?
Zunächst vielleicht nur den Umstand, dass wir nur mittels einer in dieser Weise stets kritisch bis ins Detail gehenden Betrachtungsweise, auch ein besseres Verständnis zu all diesen wirklichen, oft sehr verwundenen und auch oft wundersam widersprüchlichen, aber  eben keinesfalls bereits gründlich erforschten, Entwicklungsbewegungen dieser speziell musikinstrumentellen Technikerscheinungen  gewinnen können.
Bewegungen, die zuweilen auf höchst umständliche und langwierige Weise, die eigentlich nahe liegende technische Wiederverwirklichung eines ursprünglich primär biogenen Prinzips von Schallerzeugung zustande bringen können.
Also sozusagen ein Fall von reziproker oder auch „negativer“ Bionik. (3)
Und in Anbetracht der Tatsache, dass dafür erstaunlicherweise viele hunderttausende von Jahren erforderlich waren, könnte beispielsweise ein Philosoph, - insbesondere etwa ein mit der Hegelschen Philosophie vertrauter – hier geradezu „Heureka“ rufen, und darauf hinweisen, wie  doch, auch hier wieder, mittels der „List überirdischer Vernunft“, völlig vorbei an dem was alle damit befassten Akteure sich auch immer dabei gedacht haben mögen, anlässlich dieses kleinen Blechholkörpers auf Teekesseln, doch die die Natur wieder, in technischer Erscheinungsform, zu „sich selbst“ gekommen ist.
Vor der Erfindung einer solchen Teekesselpfeife hatte sie das (soweit ich die Sache technikgeschichtlich übersehe) ja noch nicht geschafft.
Ich möchte aber noch auf weitere, nun auch wieder völlig anders zu bewertende, Besonderheiten speziell aerophoner Technikentwicklungen  aufmerksam machen.
Dazu muss  ich wieder auf die bereits eingehend kommentierte Schrägflöte zurückkommen, anlässlich derer ich bereits darauf hingewiesen hatte, dass mit einem solchen, sehr einfachem Instrument, in den oberen Oktaven bereits komplette diatonische Tonleitern erzielt werden können.
Es geht nun nicht darum zu behaupten, dass etwa alle frühen Musikkulturen solche abgefeimten Spieltechniken schon lange bevor an anderen Flöteninstrumenten auch Grifflöcher eingebracht wurden, beherrscht hätten.
Das kann sich in der Wirklichkeit der Entwicklung menschlicher Musikbemühungen von Fall zu Fall jeweils ganz unterschiedlich zugetragen haben.
Hier soll lediglich auf entsprechende Möglichkeiten hingewiesen, und außerdem auf Folgendes aufmerksam gemacht werden:
An einer solchen schlichten Flötenröhre - welche, wie gesagt, nicht einmal immer unbedingt einer aufwändigen, werkzeugerheischenden  Herstellung bedarf, sondern durchaus auch als ein ganz besonders günstiges „Naturangebot“, also als ein seitens der Natur bereits weitgehend „fertig vorliegender“ Gegenstand in die Hände früher Menschengeschlechter geraten konnte, lassen sich – in der Regel auch ohne allzu große Mühe – bereits in den unteren Oktaven, problemlos, wunderbare Partialtonreihen hervorbringen.
Ein für das Verständnis von Musik und deren weiterer Entwicklung fundamentales Ereignis.
Ein Ereignis, mit welchem dem Menschen erstmals bestimmte grundlegende harmonikale Naturgesetzlichkeiten offenbart werden, die zuvor in der „Natur alleine“ (also ohne den bereits entsprechende Technik benutzenden  Menschen),  in dieser musikalischen Klarheit, nicht erlebbar, und in dieser Offenbarungsform auch nicht existent, waren.
Ein physikalischer Vorgang, welcher den Menschen  mit einer – letztlich nicht nur in Hinsicht auf Musik – fundamentalen harmonikalen Naturgesetzlichkeit konfrontiert.
Die Naturkraft der Musik, konnte ihm dies bereits in den frühesten Zeiten menschlicher Geschichte in dieser Deutlichkeit vor seine Sinne führen, wobei es nun ein bereits völlig „technisches“ Mittel,- nämlich ein  Musikinstrument war, welches diese Vorführung ermöglichte.
Im Vergleich zu allen anderen, zu diesen Zeiten der geschichtlichen Entwicklung des Menschen bereits möglichen Musikinstrumenten, wird hier wieder deutlich, dass nur bestimmte Aerophone, nämlich Flöteninstrumente, zu solchen, in diesem Falle eben auch besonders frühen „Offenbarungsleistungen“ fähig waren.
In dieser Hinsicht wären sie bestenfalls noch den  Chordophonen vergleichend zur Seite zu stellen, deren erste Entwicklungsschritte aber doch wohl erst viel, viel später einsetzten und sich auch dann in vielerlei Hinsicht ganz gewiss weitaus schwieriger als bei Flöten gestalteten. (4)
Allerdings ist dabei wiederum interessant, dass sich letztlich für ein gründlicheres philosophisch-naturwissenschaftliches Verständnis solch harmonikaler Naturgesetzlichkeiten, doch die später entwickelteren und insofern dann auch  „überschaubareren“ Saiteninstrumente, weitaus besser eigneten, als etwa Flöten, was uns allenthalben durch die bekannten chordophonen Experimetaluntersuchungen von Pythagoras bewusst ist und uns so auch allzu leicht vergessen lässt, dass eben doch Flöteninstrumente  de facto die ersten und weitaus früheren „Experimentalvorrichtungen“ waren, mittels derer  Menschen derartige Naturgesetzlichkeiten erlebbar machen konnten.
Und wie eigentlich bei allen näher in Augenschein genommenen Entwicklungsprozessen, kann uns  ein derartiges „Hin und Her“ von Bedeutungsbewegungen,  eben auch in der Entwicklung musikinstrumenteller Technik immer wieder begegnen.
So auch wenn wir uns nun - immer noch auf dem Wege Aerophone besser und tiefgründiger verstehen zu wollen -  auf eine weitere Vergleichsoptik von Aerophonen und Chordophonen einlassen, innerhalb derer wiederum zunächst Flöten das Primat zuerkannt werden muss.
Ich meine hier den Zusammenhang von Musikinstrument und Waffen.
Und zwar von Fernwirkungswaffen im Sinne von technischen Energiewandlern.
Mit Blick auf den Bogen ist dieser Zusammenhang  oft betont worden, und da können wir auch wissen, dass dieses, technisch bereits weitaus kompliziertere und auch schwieriger herzustellende chordophone Werkzeug, in seinen Anfangsentwicklungen wohl alsbald in einer  Identität von Musikinstrument und Waffe existiert hat.
Was lässt sich dazu nun vergleichsweise über Flöteninstrumente sagen?
Ich beziehe mich wieder auf die von mir besonders ins Auge gefasste  Schrägflöte, die ich – wie gesagt – in meinen Vorlesungen immer als einfache Röhre in einer etwa armlangen Größe, und mit etwas mehr als fingerstarkem Umfang, vorgestellt hatte.
Diese Dimensionen wurden von mir aber nicht zufällig gewählt, denn in dieser Länge lässt sich die untere Röhrenöffnung noch bequem als das einzige Griffloch des Instrumentes bedienen, das Ganze  also auch besonders effektiv als Musikinstrument bespielen, wobei sich auch die bedeutungsvollen Partialtonreihen,  welche auf kürzeren Röhren in der Regel  weniger umfangreich und auch akustisch weniger beeindruckend ausfallen, günstig nutzen lassen.
Und außerdem – und dies soll ja nun verdeutlicht werden - lässt sich eine Schrägflöte in dieser Länge, bereits als ein überaus effektives Schiessgerät, als Blasrohr, also als Fern- Tötungswaffe und Musikinstrument gleichermaßen, verwenden.
Allerdings ist wohl  anzunehmen, dass es sich bei diesen spezifischen Waffeneigenschaften eines solchen Röhren-Flöteninstrumentes um eine sekundäre, der Nutzung als Musikinstrument erst nachfolgende  Entdeckung und Erfindung des Menschen handelte.
Die Töne von Röhrenflöten gingen sicherlich der Nutzung von Röhrenflöten als Waffen voraus.
In Bezug auf die historisch weitaus spätere Nutzung der Waffeneigenschaften des Bogens, verhält es sich dann aber eher umgekehrt, denn seine intensivere Nutzung als Musikinstrument ist wohl doch vielmehr als eine erst sekundär abgeleitete Entwicklung zu verstehen.
Als Waffe ist dieser zudem auch ein weitaus effektiveres und  gefährlicheres Instrument, da er auch auf größere Entfernungen wesentlich mehr Masse ins Ziel bringen kann als jedes Blasrohr und  sich damit eben auch als Fern-Tötungsinstrument gegen Mitmenschen erfolgreich einsetzten lässt.
Aber die Identität von Musikinstrument und  Fernwaffe findet sich eben auch schon,  historisch viel früher,  als eine aerophon verwirklichte Möglichkeit.
Dabei kommt noch hinzu, dass sich ein derartiges Flöten-Waffeninstrument, aufgrund der spezifischen Robustheit einer solchen Röhre, auch noch in einer weiteren Funktion als Tötungswerkzeug eignen kann.
Ich meine den insbesondere in Afrika verbreiteten „Jagdstock“, welcher, - weder Speer noch Pfeil, sondern eher  Schlag- und Wurfwerkzeug -, sich eben in dieser  „Blasrohrflötengröße“, auch wieder in anderer Weise, zur Kleintierjagd eignen kann.
Demgegenüber fehlt dem Bogen allein, wohl aufgrund seiner weitaus komplizierteren und auch empfindlicheren Konstruktion, eine solche weitere  Jagdgeräte-Möglichkeit, die er ja ohnehin bereits dem Pfeil übergeben hat.
Und, - um diesen Unterschiedsvergleich von aerophonen und chordophonen Robustheits-Entwicklungen noch weiterzutreiben -, so lassen sich auch folgende, eher aus der jüngeren  Vergangenheit und bis in die Gegenwart  reichende, musikinstrumentelle Vergleichsbeispiele anführen.
Flöten sind desöfteren in verschiedene andere Werkzeuge, wie etwa längere Schlagstöcke, Peitschen oder auch Spazierstöcke eingebaut worden, und gerade die letzteren haben es dabei fast zu so etwas wie einer Mode gebracht.
Denn „Spazierstockflöten“ sind inzwischen als Besonderheit bestimmter Musikinstrumentensammlungen, keineswegs etwas völlig außergewöhnliches.
Und diese, inzwischen vergangene, Mode, hat damals wohl auch dazu geführt, dass dann auch „Spazierstockgeigen“ hergestellt wurden.
Vergleicht man nun wiederum diese beiden, so zeigt sich, dass entsprechende Flöten durchaus von hoher Qualität sein konnten, da ihnen die Spazierstockform nicht unbedingt völlig hinderlich sein musste, - wohingegen sich der Konstruktionskompromiss den der „Spazierstockgeigenbauer“ eingehen musste, stets ungünstig auf solche Geigen auswirken musste.
Außerdem waren entsprechende „Stockflöten“ wohl auch stets besser geeignet, den derben Umgang, der etwa auch Peitschen und Schlagstöcken widerfahren konnte, unbeschadet zu überstehen, als etwa Geigen.
Soweit zu vergleichsanalytisch zu bedenkenden „Form- und Konstruktionsbesonderheiten“ unterschiedlicher Musikinstrumente, die im Zusammenhang mit so manchen Entwicklungsbesonderheiten von bestimmten Musikinstrumenten, schließlich stets mitbeachtet werden sollten.
Wir sollten dabei aber auch – und dies ist mir  nun noch viel wichtiger - bestimmte wechselseitig-wechselwirkende Zusammenhänge in noch weiterführenden entwicklungsgeschichtlichen Dimensionen bedenken und werden dabei, wenn auch unter wieder  ganz anderen technologischen Bedingungen, wiederum auf  Zusammenhänge von Flöteninstrumenten und Schusswaffentechnik treffen können.
Wenn der Bogen im bisher bedachten Vergleich als Musik- und Mordinstrument vielleicht  etwas ärmer als eine Blasrohrflöte anmuten mag, so erweist er sich doch als sonstiges Werkzeug in wieder ganz anderer Weise als besonders nützlich und vielseitig, und hat dabei auch eine geradezu ungeheure Bedeutung im Sinne bestimmter technischer Weiterentwicklungen erlangen können.
Denn mit seiner Hilfe konnten dann auch bestimmte, zuvor  nur mit den  Händen genutzte, Bohr- und Reibewerkzeuge besser betrieben werden.
So konnte er sowohl als Reibe-Feuerzeug (wo ihm sicherlich wiederum das Blasrohr vielfach zur Hilfe gekommen sein wird), als auch als Handbohrmaschine genutzt werden. 
Denn geführt von der damit umwickelten Bogensaite, konnten nun allerlei Bohrwerkzeuge durch einfache Hin- und Herbewegungen des Bogens, sowohl weitaus effektiver als auch präziser zur Wirkung gebracht werden.
Und insofern wurde mit Hilfe dieses zunächst nur mörderisch und musikalisch wirkenden Werkzeuges dann auch eine ganz neuartige technische Entwicklung eingeleitet,  welche schließlich für  nahezu die gesamte vorelektronische Technikentwicklung mit der wir es inzwischen  auf unserem Planeten zu tun haben, grundlegend ist:
Ich meine die auf Drehbewegungen beruhende Entwicklung von Maschinentechnik.
Von der in oben geschilderter Weise bogenbetriebenen „Handbohrmaschine“ geht die Entwicklung unmittelbar zu ersten einfachen, zunächst ebenfalls nur mit dem Bogen angetriebenen, Drechseleinrichtungen über. Und mittels dieser Maschinen ergab sich dann auch erst  die Möglichkeit nun auch Flöteninstrumente herzustellen, die sowohl in musikalisch-akustischer, als auch in ergonomisch-formästethischer Hinsicht, letztlich viel adäquater und freier gestaltet werden konnten, als dies die zuvor stets biotisch vorgeformten  Materialien bislang zuließen.
Für so entstandene Flöteninstrumente waren dann zwar Schusswaffeneigenschaften nicht mehr nahe liegend, aber die für ihre Herstellung erforderliche neue Maschinentechnik, wirkte dann wiederum grundlegend für die nun weitere Entwicklung gänzlich neuer und weitaus mörderischerer, wiederum auf „Röhrentechnologie“ beruhender Schusswaffenentwicklungen.
Mich persönlich tangieren derartige Zusammenhänge beispielsweise immer wieder bei der Herstellung bestimmter Flöten, Pfeifen und Schalmeien an den Drechselbänken in meiner Werkstatt.
Denn eines der wichtigsten Werkzeuge welches ich dabei  benutzen muss, ist ein spezieller Bohrer,  welcher auch heute noch von bestimmten Fachleuten  (sowohl aus der Musikinstrumentenindustrie, als auch aus der Maschinenbauindustrie)  als „Kanonenbohrer“ bezeichnet wird, da dieser, mit seiner, speziell für längere Bohrungen in besonderer Weise spanabhebend gestalteten Schneide, eben ursprünglich vor allem für die auf Drehmaschinen  erfolgende Herstellung besonders präziser Bohrungen von Feuer-Schusswaffen, entwickelt worden ist.
Also von solchen Schusswaffen, deren zerstörerische und lebensvernichtende Eigenschaften nun alle „Blasrohr- und Pfeil und Bogen- Schussgeräte“, bei weitem übertreffen, und so bis heute nicht nur das militärische, sondern auch das gesamte zivile und politische Geschehen auf unserem Planeten mitbestimmen, und die  alle – wie wir natürlich wissen, es aber kaum näher zu bedenken geneigt  sind – eben auch unüberhörbare „Röhren-Tongeneratoren“ sind.
Und wenn wir dies doch gründlicher bedenken wollen, so wären dabei nicht nur solche eigentlich zunächst nur äußerlichen Zusammenhänge zu beachten, sondern es sind dann auch weitaus grundsätzlichere, eher „innere“ Bedingungen und Besonderheiten derartiger Technikentwicklungen zu bedenken.
Denn am Anfang dieser ganzen, nunmehr letztlich unsere gesamte Zivilisation überaus wesentlich mitbedingenden und mitbestimmenden Schusswaffenentwicklung standen doch die ganz einfachen schlichten Röhren-Flöteninstrumente.
Man kann also auch sagen, dass insofern die gesamte Entwicklung von heutiger Fernwaffentechnik, welche gegenwärtig geradezu alltäglich zur Vernichtung vieler Menschenleben eingesetzt wird, sich letztendlich aus dem zunächst nur spielerisch-musikorientierten Umgang mit technisch genutzten röhrenförmigen Naturmaterialien ableitet.
Vielleicht ist es übertrieben, wenn ich dann auch sage, dass uns also auch unsere von Natur gegebene Musikinteressiertheit auf diesen Weg der technischen Entwicklung von Fern- und dann eben auch von Massenvernichtungswaffen gebracht hat, mit denen wir inzwischen sowohl uns selbst, als auch wiederum die Natur die uns hervorgebracht hat, in Gefahr bringen.
Die Frage aber, inwieweit dabei jeweils das „musikale Moment“  (wie ich es hier gerne bezeichnen würde) etwa als „primär auslösend“ und „bestimmend anstoßend“ oder doch eher als nur „mitwirkend“ oder jeweils nur „begleitend“ einzuschätzen wäre, ließe sich aber wohl nur dann  genauer beantworten, wenn endlich auch die Entwicklung von Musikinstrumenten als wesentliches Element genereller Technikentwicklung, sowohl von  der Philosophie, als auch von allen anderen dieses Problemfeld jeweils tangierenden Wissenschaften, ernster genommen würde.
Meine diesbezüglich kritische Wissenschaftsposition, von der her ich auf eine überwindung entsprechender bisheriger Vernachlässigungen aus bin,  habe ich ja schon oft betont.

*
Nun aber zu einem wieder ganz anders geartetem Phänomen der Musikinstrumentengeschichte, bei welchem sich wiederum Aerophone und Chordophone in einem  besonders zu bedenkenden Spannungsfeld befinden.
Ich meine hier, den aus meiner Sicht immer wieder höchst erstaunlichen Umstand, dass die
Hochkulturen Südamerikas, vor der  Ankunft der Europäer, offenbar über keinerlei Chordophone verfügten.
Sie konnten die europäischen Neuankömmlinge zwar mit einem hohen Stand ihrer Musikkultur, welche über einen in Europa ganz unbekannten Reichtum an Schlag- und Blasinstrumenten verfügte, in Erstaunen versetzen,  mussten aber ihrerseits über deren Saiteninstrumente staunen.
Und wir Europäer können auch heute noch über die verschiedensten Hochleistungen dieser längst untergegangenen  Zivilisationen, aber auch deren spezieller Musikkultur ohne Saiteninstrumente, erstaunt sein.  
Ich neige immer wieder fast zur Ungläubigkeit, wenn ich mit entsprechend erstaunlichen  Fakten der Musikgeschichte konfrontiert werde:
Nahezu  unbegreiflich, das derartig hoch entwickelte Kulturen, die beispielsweise durchaus mit dem Mordinstrument Pfeil und Bogen umzugehen wussten, mit diesem Instrument dann aber keinerlei Musik und keine weitere chordophone Entwicklung betrieben haben sollten.
Dabei liegen zwei œberlegungen nahe:
Zum einen kann man die hier bereits vergleichsanalytisch verdeutlichten grundsätzlichen Unterschiedlichkeiten von chordophoner und aerophoner Entwicklung bedenken, wobei alleine das, was ich bislang dazu über Aerophone ausführen konnte, bereits genügend deutlich machen kann, das beispielsweise das Gegenteil, - also etwa Musikkulturen mit vielen Saiteninstrumenten, die aber keinerlei Blasinstrumente, oder auch (was zweifellos noch unvorstellbarer wäre) kein einziges Flöteninstrument kennen, kaum denkbar wären.
Diese zunächst unvermeidliche œberlegung, die freilich  keine Antwort ist, kann jedoch geeignet sein, eine - aus meiner Sicht allerdings wiederum ganz falsche - Antwort nahe zulegen.
Nämlich eine Antwort aus der Vorstellung heraus, dass in diesen Kulturen letztlich einfach doch zuwenig Intelligenz und Erfindergeist für entsprechende Weiterentwicklungen musikinstrumenteller Technik vorhanden waren.
Dass es sich also letztlich doch lediglich um ziemlich unterentwickelte Kulturen handelt, die  einfach „noch nicht so weit“ waren usw...
Und solche Vorstellungen mögen sich auch im Zusammenhang mit unserem heutigen Wissen über die  blutrünstigen Entsetzlichkeiten der mit vielzähligen Menschenopfern verbundenen Innenpolitik entsprechender Kulturen weiter verfestigen.
Derart vereinfachende (im Grunde eben doch auch herablassend-verächtliche) Sichtweisen, werden jedoch gegenüber einer intensiveren vergleichsanalytischen Betrachtung, welche auch viele andere, - also sowohl vergleichsweise niedere als auch höhere - Kulturen auf unserem Planeten mit einbezieht,  wissenschaftlich nicht wirklich standhalten können.
Das dortige Fehlen von Saiteninstrumenten ist offenbar nicht so  einfach als kulturell niedriger Entwicklungsstand und unzivilisierter  Erkenntnismangel zu interpretieren, sondern eher als ein in besonderer Weise kulturell bedingtes Phänomen von Entwicklungsverklemmungen innerhalb einer durchaus als hoch entwickelt einzuschätzenden Zivilisationsform, zu verstehen.
Dabei meine ich – freilich ohne dies nun jeweils im Detail belegen zu können, da schließlich auch unser Wissen über Derartiges noch viel zu gering ist –, dass es wohl eher bestimmten Tabuisierungsmechanismen geschuldet war, dass es innerhalb entsprechend hochorganisierter Kulturen, die ansonsten über hoch entwickelte technische Kenntnisse verfügten, nicht auch zu anderen, doch nahe liegenden naturwissenschaftlich-technischen Weiterentwicklungen sowie zur Entwicklung von Saitenmusik, gekommen ist.
Am bedenkenswertesten erscheint mir in diesen Zusammenhängen die Tatsache, dass weitaus weniger entwickelte, eher neolithische  Kulturen, auf dem gleichen Kontinent und in der  gleichen Zeit, durchaus bereits über Saiteninstrumente verfügten.
Hochkulturen können  eben außer  bestimmten effektiven Höchstleistungen, offenbar auch ganz besondere und  höchst effektive Tabuisierungen hervorbringen und mit sich tragen, deren so bedingter  entwicklungsverhindernder Charakter, dann möglicherweise weder innerhalb, noch außerhalb dieser, so ohne Weiteres wahrzunehmen, oder denn  in seinen Entstehungs- und Wirkungsbedingungen einfach zu erkennen und zu durchschauen, geschweige denn zu durchbrechen, sein wird.
Unser bisheriges Wissen über die Entstehungen und Wirkungen verschiedenster Ideologien, unterschiedlichster Religionen, sowie bestimmter zäher Wissenschaftsvorurteile, sollte uns jedenfalls – so meine ich – auch über möglicherweise in ähnlichen Zusammenhängen verfangene Tabuisierungen und entsprechende Entwicklungsverklemmungen unserer eigenen Kultur intensiver nachdenken lassen.
Und dabei kann ich – gerade auch im Zusammenhang mit dem von mir hier gewählten Vortragsthema – auch nicht umhin, wieder genau auf das zu verweisen, was bei dieser meiner Themenwahl eben doch stets im Hintergrund steht:
Ich meine wieder die von mir beklagte, generelle Verkennung der eigentlichen Bedeutung musikinstrumenteller Technikentwicklung, welche auch im Sinne einer  besseren Erkenntnis von uns selbst und von bestimmten Fragwürdigkeiten unserer eigenen Zivilisation, offenbar wissenschaftlicher Enttabuisierungen bedarf.
Denn wir haben es, wenn wir uns selbst betrachten, nun eben auch mit einer Zivilisation zu tun, die es fertig bringt, eine seit nahezu hundert Jahren unbedacht überschätzte und trotz ihrer doch so offensichtlichen Fehlerhaftigkeiten, immer wieder hochgelobte und nahezu unberührt tabuisiert dastehende, „Systematik der Musikinstrumente“ gelten zu lassen, die zwar ganz offensichtlich nicht als „wissenschaftlich gesichert“, aber doch, mittels vielfach perpetuierend tabuisierender Rituale innerhalb der Wissenschaft,  als „durch den Wissenschaftsbetrieb dieser Zivilisation abgesichert“ angesehen werden kann.
Ein Umstand welcher in dieser Weise, innerhalb derartiger Zusammenhänge, eben auch unvermeidlich entwicklungshemmend wirken muss. (5)
Dabei meine ich, dass diese Tatsachen wiederum nur als ein Symptom für weitaus tiefer gehende, weiterreichende und schwerer wiegende Entwicklungsverklemmungen  innerhalb unserer „Hochkultur“ anzusehen sind.
Künftige Forschungen zur Wissenschaftsgeschichte werden es  hier - falls die reale  Geschichte in der wir uns befinden, den dabei offenbar bislang so effektiv wirkenden Tabuisierungsmechanismen nicht noch eine bis in allerfernste Zeiten weiterreichende Wirkung zugestehen sollte – nicht nur mit der möglichen Auflistung erstaunlicher Versagens-Leistungen bedeutender Musikwissenschaftler zu tun haben, sondern sich eben auch mit der Analyse von Hintergrundswirkungen entsprechender Tabuisierungen im offenbar irgendwie kritikabstinent  fixiertem Umgang mit dieser Systematik, aber auch der offensichtlichen Scheu vor einer intensiveren Erforschung musikinstrumenteller Entwicklungsgeschichte und der weiterreichenden Humanbedeutungen von musikinstrumenteller Technik zu befassen haben.
Eine dabei dann etwa lediglich chronologisch beschreibende, das offensichtliche übermaß an Fehl- und Versagensleistungen einfach nur aufzählende Darstellung dieser (hier freilich vor allem „deutschgeprägten“) Besonderheit der Musikwissenschaftsgeschichte, verbliebe sicherlich unter dem Niveau eines wirklichen Geschichtsverständnisses, wenn sie dabei nicht Gelegenheit nähme, auch zur Enthüllung der Entstehungs- und Wirkungsweise entsprechender „Tabuisierungsmechanismen“  beizutragen.
Und dabei scheint mir eben offensichtlich, dass auch unsere heutige, vorgeblich ständig von Globalisierungszwängen umgetriebene „Hochkultur“, in ihren Zusammenhängen ganz bestimmte Tabuisierungen entwickelt und aufrecht zu erhalten versucht, von denen dieses hier von mir bereits im ersten Teil dieses Vortrages als ganz spezielle „Unwilligkeit“ unseres Wissenschaftsbetriebes,  bzw. als „audioorganologisches Abstinenzverhalten“ bezeichnete  Phänomen, nur eines unter verschiedenen anderen ist.
*
Ich möchte nun, noch auf drei weitere flötenbezügliche Problemkomplexe eingehen, welche ich bislang lediglich angeschnitten, aber nicht gründlich behandelt hatte.
Erstens muss ich mich  – was ich bei aller hier bereits geäußerten Kritik an der Systematik von Sachs und Hornbostel schließlich bisher auch noch nicht wirklich gründlich getan habe -, deutlich kritisch zu dem bei diesen Autoren festgeschriebenem Begriff von Flöteninstrumenten äußern.
Zweitens muss ich mich noch zu bestimmten, bereits aufgeworfenen „Flöten-Problem-Fragen“, auf die ich angekündigterweise wieder „zurückkommen“ wollte, äußern, und ich möchte damit im Zusammenhang, zuletzt auch wieder auf die mir für sinnvolles Sytematisieren musikinstrumenteller Technik schließlich so wichtig erscheinende Problematik der jeweils möglichen Kopplung von verschiedenartigen „wesentlichen Elementen  schallrevanter Oszillation“, also unterschiedlicher WESOs und deren entsprechenden Besonderheiten,  bei  aerophonen Schallerzeugungsvorgängen, zurückkommen.
Zum Begriff der Flöteninstrumente finden wir in der Systematik von Sachs und Hornbostel  unmittelbar unter der Zwischenüberschrift „(Eigentliche) Blasinstrumente“  zu der  danach folgenden Unterabteilung, die Formulierung: „Schneideninstrumente oder Flöten“ und als Definition bzw. „Charakteristik“ dazu den Satz: „Ein bandförmiger Luftstrom trifft auf eine Schneide.“
Ich meine dazu, dass sowohl die Bezeichnung „Schneideninstrumente“ für Flöten, als auch die dann angeführte Definition, in besonderer Weise verfehlt sind.
Um tatsächlich, in sinnvoll verstandener Weise, als Flöten gelten zu können, müssen entsprechende Blasinstrumente weder unbedingt mit „Schneiden“ ausgerüstet sein, noch unbedingt mit einem „bandförmigen Luftstrom“ angeblasen werden.
Denken wir zunächst nur  an die „Flötenbedingungen“ unseres Mundpfeifens, oder auch an die dann folgende, immer noch körpereigene  „Handokarina“, wie ebenso an die geschilderte Teekesselpfeife oder den zieharmonikaförmig gestalteten Plasteschlauch, welche beide schließlich auch unmittelbar direkt, also mit geschlossener Mundöffnung an der damit umschlossenen Instrumentenöffnung, angeblasen werden können, so werden wir weder bandförmige Luftströme, noch eigentlich Schneiden bei diesen Flöten finden können.
Aber auch bei anderen Flöteninstrumenten, wie etwa bestimmten lateinamerikanischen oder auch afrikanischen Panflöten, in deren öffnungen mit gespitzten Lippen und also offensichtlich nicht bandförmigem Luftstrahl, direkt hinein geblasen wird,  kann keine Rede von derartigen „Sachs-Hornbostelschen Flötenbestimmungen“ sein.
 “Schneiden und Luftbänder“ sind lediglich Optimierungsbedingungen für bestimmte Flöteninstrumente, aber keinesfalls Merkmale die Flöteninstrumente in ihrem Wesen charakterisieren können.
Wir befinden uns mit dieser letztlich verheerend unexakten Begriffsbestimmung unmittelbar an einer der Quellen von genau den Vorurteilen, die ich heute bereits im Zusammenhang mit dem Herangehen bestimmter Archäologen an mögliche Flötenfunde charakterisieren wollte.
Nehmen wir wieder dieses Beispiel und setzen nun einen Archäologen /Anthropologen voraus, der über die Besonderheiten der geschilderten Schrägflöte bereits im Bilde ist, so wird dieser natürlich immer noch geneigt sein nach den „Schneiden“ an mindestens einer der beiden öffnungen eines entsprechenden einfachen Röhrenknochens zu suchen, um wiederum „flötensicher“ zu sein.
Und ich werde dazu nur darauf hinweisen können, dass eben auch Schrägflöten (wie ebenso auch viele andere Röhren- und Gefäßflöten) durchaus auch mit unschnittig-unscharfen, abgerundeten und keinesfalls irgendwie als „schneidenförmig“ zu bezeichnenden öffnungskanten, zum effektiven Klingen gebracht werden können.
Dabei kann ich nun auch auf eine wiederum ganz besondere Art von Schrägflöten zu sprechen kommen,  bei welchen es dem Bläser wiederum ganz und gar unmöglich wäre, etwa einen bandförmig gestalteten Luftstrom gegen eine Schneide oder Kante zu richten, denn diese mundbeblasenen Instrumente werden nicht an die Lippen, sondern mit ihrem Röhrenöffnungsrand an die obere Zahnreihe innerhalb des Mundes angesetzt und dann vom Rachen her, quasi „anhauchend“ angeblasen.
Das Klangbild, welches nun von solchen Flötenspielern gestaltet werden kann, ist wohl wieder das raffinierteste was wir bei Flöten überhaupt finden können. (6)
„hnlich wie beim Didgeridoo wird hier auf Mehrstimmigkeit abgezielt, wobei ein, durch den speziellen Flötenansatz bedingter Bordunton im Diskant, zusammen mit einer, mit Hilfe von Grifflöchern am Flötenrohr erzielten, tiefer liegenden  Melodie erklingt, welche noch zusätzlich mit dem vom Kehlkopf herrührenden Obertongesang des Spielers, gemischt werden kann.
Da ich soeben vom wohl „raffiniertesten Flötenklangbild“ überhaupt gesprochen habe, möchte ich nun auch auf das wohl wiederum „raffinierteste aller Flöteninstrumente“  zu sprechen kommen.
Ich meine dabei die besondere Form einer (meiner Kenntnis nach) aus Lateinamerika stammenden Nasenflöte, welche im Prinzip als Gefäßflöte wirkt und mit beiden Nasenlöchern angeblasen wird.
Dazu muss zuvor geklärt werden, welche unterschiedlichen Varianten von Nasenflöten es überhaupt gibt.
Natürlich kann auch jede, eigentlich für einen Lippenansatz vorgesehene, blockflötenartig konstruierte Röhrenflöte, sofort an ein beliebiges Nasenloch angelegt werden um Flötentöne zu erzeugen.
Es gibt aber auch speziell für „nasales“ Anblasen konstruierte Röhrenflöten (die mir insbesondere als phillipinische Instrumente begegnet sind), welche einen ganz besonders gestalteten,  speziell für jeweils nur ein Nasenloch vorgesehenen, Anblaskopf besitzen und insofern auch tatsächlich als spezielle Nasenflöten anzusehen sind.
Leider befindet sich in der von mir zusammengestellten Instrumentensammlung, welche sowohl Röhrenflöten in der Art der soeben geschilderten mehrstimmigen Schrägflöte, als auch „Gefäß-Nasenflöten“ in der bereits erwähnten Art enthält, keine solche „Nasen-Röhrenflöte“.
Die besondere Raffinesse der aber nun als Gefäßflöte wirkenden Nasenflöte, besteht darin, dass das legitimerweise so zu bezeichnende Musikinstrument, selbst über  kein solches Gefäß verfügt, sondern sich dieses immer erst in Form unserer Mundhöhle, während des Spiels vom Spieler „ausleihen“ muss.
Das Instrument könnte insofern also auch gut und gerne, und vielleicht sogar noch etwas treffender, als „Mundhöhlenflöte“ bezeichnet werden.
Das schallerzeugende Anblasen der in unserer Mundhöhle befindlichen „Flötenluft“ geschieht dabei dann durch diese besondere, an beide Nasenlöcher anzulegende, spezielle Vorrichtung, welche in dieser Haltung,  den von der Nase herrührenden Luftstrom, ganz in der Art eines sonstigen Blockflötenmundstückes, durch einen Kanal an eine Kante leitet, die sich nun allerdings nicht wie ansonsten, an einer Röhre, sondern eben am „Gefäßhohlraum“ unserer leicht geöffneten Mundhöhle befindet.
Und diese, de facto eigentlich nur „halbe Flötenvorrichtung“,  kann  aufgrund ihrer quasi „parasitisch“ begründeten instrumentenspezifischen Kleinheit, dann auch zu den, vom Konstruktionsprinzip her,  kleinsten Musikinstrumenten überhaupt gerechnet werden, wo ihr als gleichsetzend-vergleichbar wohl nur noch die  im ersten Teil meines Vortrages bereits eingehender geschilderte, ebenfalls „parasitisch“ wirkende „Halbmembran-Vogelzwitscherpfeife“ zur Seite gestellt werden kann.
In dieser vergleichenden Sichtweise ist es wiederum bemerkenswert, dass gerade solche mundhöhlenverbundenen „allerkleinsten“ Blasinstrumente wiederum über ganz besondere musikalische Möglichkeiten verfügen, zu denen ihre größeren Verwandten – so technisiert weiterentwickelt uns diese auch oft begegnen mögen -, überhaupt nicht in der Lage sind.
Mit dieser „Mundhöhlennasenflöte“ lassen sich beispielsweise ohne Weiteres  bestimmte Zwitscher-, Glissando- und auch regelrechte Jodel- Partien spielen, für deren sichere Realisierung mittels anderer Flöteninstrumente, sicherlich ausgesprochen aufwändige technische Zusatzeinrichtungen erforderlich wären.
Außerdem aber, und das ist für unsere Betrachtung hier das Wesentlichere, handelt es sich hier eben um ein Instrument, welches sich, ganz in der Art wie etwa die Trompete, seine zur instrumentalen Schallerzeugung erforderliche, instrumentenspezifisch, schallrelevant oszillierende Substanz, immer erst vom Organismus des Spielers quasi „ausleihen“ muss, um so auch als körperfremdes „technisches Musikinstrument“ funktionsfähig werden zu können.
Denn diese, aus Holz, Ton, Metall, oder Plastematerial hergestellten Nasenflöten können eben ohne unsere Mundhöhle auch über kein eigenes WESO verfügen.
Wenn wir dies nun wieder im Vergleich zur Trompete genauer bedenken, so zeigt sich doch wieder ein wichtiger Unterschied.
Die Trompete kann ohne die Lippen des Bläsers keine Trompetentöne hervorbringen, da ihr ohne diese eben das primäre WESO nicht zur Verfügung steht.
Aber man könnte auf ihr, auch wenn sie dafür nicht sonderlich geeignet ist, immer noch Flötentöne erzeugen, da sie schließlich immer noch über instrumentalintegrierte Luft innerhalb ihres Röhrensystems, nämlich das ansonsten für den Trompetenton notwendigerweise sekundär angekoppelte WESO des Instrumentes, verfügt.
Zur Erzeugung von Flötentönen auf dem Trompetenrohr, würde dann die dortige Luft als primäres, und einziges WESO dieses Instrumentes wirken.
Unsere Nasenflöte aber, welcher ohne die Luft unserer Mundhöhle überhaupt kein WESO mehr zur Verfügung stünde, wäre damit ihrer Existenz als Blasinstrument beraubt und  könnte so – freilich ebenso wie  viele andere beliebige Gegenstände auch –  vielleicht noch irgendwie als kleines Klapper- oder Schlag-Instrument wirken, indem sein verbleibender Instrumentenkörper  vielleicht  als sonstwie solidophones WESO zur Wirkung gebracht werden könnte.
Diese œberlegungen zu bestimmten, verkoppelt und unverkoppelt, wirkenden WESOs verschiedenartiger Musikinstrumente, lassen sich nun zu folgenden Fragen weiterführen:
Wenn wir  Flöten als die „eigentlichen Aerophone“ unter den Blasinstrumenten bestimmt haben, so geschah dies, indem wir die schallrelevant internierten Luftmengen anderer Blasinstrumente jeweils als nur sekundär angekoppelt wirkende WESOS interpretieren. 
Besteht das Wesen von Flöteninstrumenten nun darin, dass sie lediglich über ein WESO, nämlich Luft (oder sonstige Gase), verfügen, oder sind auch Flöteninstrumente bekannt oder vorstellbar, bei denen Luft als primäres WESO wirkt und noch weitere WESOs wiederum in angekoppelter Weise am Schallerzeugungsvorgang einer entsprechenden Instrumentalkonstruktion mitwirken können.
Wenn wir die gleiche Frage nicht nur auf Flöteninstrumente, sondern in umfassenderer Weise auf Aerophone bezogen bedenken, so sollten wir uns sofort an das im ersten Teil meines Vortrages vorgestellte Explosionsaerophon erinnern, in welchem zwei, für den Schallerzeugungsvorgang  miteinander verkoppelt wirkende aerophone WESOs zur Wirkung kommen konnten:
Die in einer Röhre mit bestimmter Länge internierte Luftmenge und die außerdem innerhalb eines, ebenfalls in dieser Röhre eingelagerten, kleinen, gespannten Luftballons komprimierte Luftmenge, deren schallrelevante Explosion dann die Luft in der Röhre zum Schwingen bringen kann, welche damit wiederum einen bestimmten Ton, dessen Höhe durch die Länge der Röhre bestimmt ist, hervorbringt.
Die kleine Menge anfänglich komprimierter Luft innerhalb des Ballons wirkte hier als primäres WESO und die sonstige Luftmenge innerhalb der Röhre – dann letztlich auch zusammen mit der  explodierten Ballonluft - als sekundär angekoppeltes WESO. 
Nun kann aber auch weitergehend gefragt werden, ob auch Aerophone bzw. Flöteninstrumente bekannt, oder vorstellbar sind, bei denen angekoppelte WESOs zur Wirkung kommen, welche nicht  aus Gas bestehen?
Um gründlich und umfassend systematisch zu verfahren, sollten – so meine ich – auch solche Fragen gestellt werden.
Also – um dies wieder mit einer  vergleichsanalytisch gestellten Frage speziell auf Flöteninstrumente zu beziehen – könnte es aerophon-instrumentale Schallerzeugungsvorgänge geben, die gewissermaßen genau umgekehrt wirken wie all die sonstigen Blasinstrumente, bei denen schließlich jeweils immer primäre solidophone WESOs, wie etwa Membranen und Zungen, sekundären aerophonen WESOs „vorgeschaltet“ sind?
Ich stelle diese Fragen nun nicht nur im Zusammenhang mit den hier vor Ihnen entwickelten œberlegungen in abstrakter Weise, sondern auch ganz konkret, weil sie sich – wenn man eben systematisch-systemsuchend  orientiert ist – sofort angesichts eines besonderen Schallgenerators aufdrängen müssen, den ich Ihnen nun noch abschließend erläutern möchte.
Es handelt sich um eine zunächst ganz unauffällige, in ihrer Spezifik aber überaus außergewöhnliche Schallerzeugungsmöglichkeit, von der sich, zusammen mit verschiedenen dazugehörenden, vergleichsanalytisch konzipierten „Experimentalmodellen“, auch einige Exemplare in der Ihnen übergebenen Musikinstrumentensammlung befinden, - ganz so wie ich sie  in meinen Vorlesungen zur „Systematik und Physik der Musikinstrumente“ immer wieder obligatorisch vorgeführt, und zur Diskussion gestellt habe.
Es geht bei diesem, meines Wissens von der physikalischen Akustik  bislang noch nicht untersuchten, besonderen Schallerzeugungsphänomen um Folgendes:
Man kann Flaschen in der Regel wie die Einzelröhre einer  Panflöte anblasen, - weitgehend unabhängig davon aus welchem Material diese bestehen, oder in welcher Weise sie geformt sind.
Mir war aber nun schon seit Längerem aufgefallen, dass sich  an  bestimmten, flach geformten  Flaschen aus dünnen Plastematerialien,  auch besonders eigenartige, oft leicht schnarrende, aber vor allem offensichtlich besonders tiefe Töne erzeugen lassen; - tiefer, als eigentlich vom Volumen solcher  Flaschen her, zu erwarten gewesen wäre.
Dabei war außerdem auffällig, dass die beiden jeweils gegenüberliegenden dünnen Seitenflächen solcher Flaschen, dabei deutlich vibrieren können und außerdem  - und das ist nun das Erstaunliche – dass der durch Anblasen erzeugte Ton in seiner Höhe signifikant verändert werden kann, wenn es dem Bläser gelingt, durch bestimmte Druck- und Zugbewegungen an der Peripherie  der Flasche, die Spannung der beiden vibrierenden Flachseiten zu verändern.
Erhöhung der Spannung in diesen,  doch offensichtlich als Membranen wirkenden  Seitenflächen, führt zu höheren Tönen und Entspannen zu tieferen.
Dabei ist wieder offensichtlich – und dies lässt sich ja jeweils auch ohne weiteres durch Volumenbestimmung genauer nachweisen – dass die jeweils spannungsändernden Verformungen des Flaschenkörpers keineswegs zu solchen Volumenveränderungen führen, dass etwa damit die Tonhöhenveränderungen  erklärt werden könnten.
Diese werden wohl nur im Zusammenhang mit der Veränderung der Membranspannung zu erklären sein.
Und diese Membranwirkungen können auch nicht einfach als klangverändernder „Mirliton-Effekt“ interpretiert werden, da schließlich nicht einfach der Klang des angeblasenen Tones, sondern – eben abhängig von der Spannung - die Tonhöhe verändert wird.
Mit was haben wir es dabei also zu tun?
Handelt es sich hier um ein angeblasenes Membranophon – was wohl eine zunächst  naheliegende Interpretation dieses Instrumentes sein könnte –, da doch offensichtlich zwei Ganzmembranen angeblasen werden? 
Oder haben wir es doch eher mit einem Aerophon im von mir entsprechend bestimmten Sinne zu tun – was wohl auch nahe liegend erscheinen kann -, da die Flasche doch offensichtlich als Flöte angeblasen wird, und insofern doch wohl auch davon ausgegangen werden kann, dass dabei primär die instrumentalintegrierte Luft dieses Flaschen-Flötenkörpers angeblasen wird und somit diese Luft auch als das primäre aerophone WESO, und die beiden Ganzmembranen dann wohl als das sekundär angekoppelte solidophon-membranophone WESO des Instrumentes  zu verstehen sind?
Soweit ich bislang sehen kann, wäre dies jedoch für Aerophone ein bislang einmaliger Fall; -  und dann  auch ein Beleg dafür,  dass eben auch ein Flöteninstrument zu dieser Art von Kopplung ganz unterschiedlicher WESOs in der Lage sein kann. 
Ist das nun aber zutreffend?
Dass ich hier hin und her gerissen sein kann, werden Sie sicherlich bemerken können, zumal ich dies keineswegs verhehlen möchte.
Ich habe diesen Tongenerator  schon oft als ein weiteres Exemplar eines angeblasenen Membranophons bezeichnet, bin aber immer wieder geneigt es vielleicht doch lieber als Aerophon aufzufassen, wenn ich eben eingehender fragend bedenke, mit welchen, in welcher Weise zusammenwirkenden, WESOs, wir es hier wohl zu tun haben.
Aber ebenso wie in anderen, für konsequentes Systematisieren konfliktvollen Fällen, kann die wirkliche Konsequenz aller solcher  Problemkonstellationen, letztlich nur in der konsequenten Weiterführung von umfassenderen Forschungen zu musikinstrumenteller Technik bestehen.
Und in diesem Sinne möchte ich abschließend nochmals auf eine beabsichtigte  Konsequenz meiner Ausführungen deutlich hinweisen.
Dass die Ordnungsprinzipien der Sachs Hornbostelschen Systematik, sowie eine übergroße Vielzahl dortiger Darstellungen und Begriffsdefinitionen grundsätzlich verfehlt und vielfach unstimmig sind und dass diese bislang genutzte Systematik sowohl auf Irrwege führt, als auch neueren musikinstrumentellen Entwicklungen überhaupt nicht mehr gerecht werden kann, habe ich schon seit vielen Jahren in verschiedenen Arbeiten versucht darzulegen und dies auch hier wieder in spezieller Weise anhand der Aerophon-Problematik unternommen.
Die Prinzipien nach denen meiner Meinung nach eine wissenschaftlich besser begründete Systematik, - auch im Sinne eines „Natürlichen Systems der Musikinstrumente“ - möglich sein könnte, habe ich ebenfalls schon zu vielen  anderen Gelegenheiten vorgetragen und diese sind sowohl im Internet als auch in einem dann veröffentlichten Vortrag, den ich 1999 zum zwanzigsten „Internationalen Musikinstrumentenbau-Symposium“ im Kloster Michaelstein halten konnte, nachzulesen. (7)
Dort können Sie auch ein nach den damals dargelegten Prinzipien aufgebautes genaueres Grundgerüst meiner Zweiklassensystematik finden, mit welchem das Gebiet musikinstrumenteller Technik, sowohl gesamtheitlich-umfassend als auch detailliert, bis hin auf jeden erforderlichen „Einzelinstrument-Repräsentanten“,  dargestellt ist und auch entsprechend „ausgefüllt“ werden kann..
Meiner Meinung nach kann es nun aber nicht vorrangig darum gehen ein solches Grundgerüst einfach alsbaldigst bis in alle Detailverästelungen hinein, vorschnell mit vielen Instrumentalbeispielen auszuschmücken.
Viel wichtiger scheint mir hier zunächst,  dass endlich eine vielseitigere und gründlichere, aber eben auch kritisch angelegte, Forschungskultur zu musikinstrumenteller Technik, angeregt und entwickelt werden müsste.
Erst in deren Verlaufe könnte es mir sinnvoll erscheinen, dann auf der Grundlage entsprechend von daher zu erwartender näherer Forschungsergebnisse, zu versuchen nun auch derartige Grundgerüste, wie ich damals eines vorgelegt habe, bis in die Details hinein auszufüllen.
In diesem Sinne habe ich auch hier nicht vor einfach nur mittels meiner Kritik an den Texten von Sachs und Hornbostel, die damit zusammenhängenden Vorurteile und Fehlsichten ins Wanken zu bringen und niederzureißen, sondern bin eher versucht,  Positionen zu Fragen die sich aus realen Sachzusammenhängen und neueren musikinstrumentellen Entwicklungen ergeben können, aufzubauen, wobei mir – wie sie gemerkt haben können – zuweilen wichtiger war,  lieber langwierig umständliche  Fragestellungen zu bislang ungeklärten Sachlagen aufzuwerfen, als zu versuchen Ihnen vielleicht vorschnell knappe und scheinbar klare Antworten zuzuwerfen.
Und aus dieser Haltung heraus möchte ich auch folgende Position vertreten: 
Falls das von mir entwickelte Grundgerüst einer neu zu gestaltenden Systematik der Musikinstrumente, im Zusammenhang mit einer entsprechend veränderten und weiterentwickelten Forschungskultur auf praktikable Akzeptanz stoßen kann, würde ich dies ebenso gerne als ein positives Ergebnis eingehenderer Beschäftigungen mit musikinstrumenteller Technik und möglichst als Zeichen perspektivisch weiter zu entwickelnd konzipierter Musikinstrumentenforschung wahrnehmen wollen, wie wenn sich innerhalb solcher, offensichtlich aber erst noch anzustrebender  Forschunsinitiativen zur Systematik, etwa gegenteilig erweisen würde, dass mein Grundgerüstvorschlag und die von mir dazu begründeten Prinzipien, sachlich falsifiziert werden könnten.
Denn ich denke, dass es nun nicht mehr angebracht sein kann -   wie das vielleicht vor hundert Jahren noch manchem Wissenschaftler  als nahe liegend möglich erschienen sein mag –  einfach vorschnell zu versuchen, eine nach bestimmten, vielleicht irgendwie einleuchtend anmutenden  Maßgaben, flugs zusammen gezimmerte Musikinstrumenten-Systematik, beispielsbeladen und fachautoritätsbewusst in den Wissenschaftsbetrieb einzuführen.
Der (aus meiner Sicht betrachtet) (8) damals in dieser Weise ’ins Spiel’ eingebrachte „Versuch“ von Sachs und Hornbostel, hat sich trotz seines damaligen „Geglücktseins“ und seines in diesem Sinne wohl unbestreitbaren, aber doch wohl auch fatalen ’Wissenschafts-Erfolges’, letztlich keineswegs  als Glücksfall für die Wissenschaftsentwicklung erwiesen.
Die Tatsache aber, dass sich die Musikwissenschaften offenbar bis heute, weder zu einer dezidiert  kritischen Haltung gegenüber diesem verfehltem Systematisierungsdenken, noch zu einer, den musikinstrumentellen Realitäten gegenüber angemesseneren Systematik der Musikinstrumente durchringen konnten, ist gewiss ein genügend deutlicher Beleg für den völlig ungenügenden Forschungszustand auf diesem Wissenschaftsgebiet.
Dabei muss ich allerdings, wie ich auch bereits verschiedentlich deutlich zu machen versucht habe, wiederum betonen, dass wir es in Hinsicht auf die Erforschung der Entwicklung musikinstrumenteller Technik offensichtlich mit einer Wissenschaftsdisproportion zu tun haben,  welche keineswegs nur als interne Angelegenheit der Musikwissenschaften allein begriffen werden kann, sondern deren überwindung letztlich eine grundsätzliche, umwälzende Veränderung des Verhältnisses der Wissenschaften zu dieser besonderen Technik, erforderlich machen werden.
Eine Veränderung, die mir allerdings nur im Zusammenhang mit grundlegenden Prozessen grundsätzlicher, gesamtgesellschaftlicher Umwälzungen vorstellbar ist.

*
Anmerkungen/Quellen:
(1)
T. Böhm hatte in seiner revolutionären, physikalisch-akustisch-ergonomisch wohlbegründeten Entwicklung seines Querflöten-Konzeptes, das Kopfstück des  Instrumentes leicht konisch und das Flötenrohr konsequent zylindrisch gestaltet. Seine eigentlich bis heute unübertroffene und schon zu seiner Zeit wissenschaftlich exakt begründete musikinstrumentelle Konzeption kann sicher als eines der wichtigen Beispiele „deutscher Gründlichkeit“ aber auch des konkreten Zusammenwirkens von exakter Naturwissenschaft und Musikinstrumentenverständnis, innerhalb der Geschichte des weltweit hoch angesehenen deutschen Musikinstrumentenbaues gelten.(Siehe dazu auch: Einige grundsätzliche Aspekte zum besseren Verständnis von Musikinstrumenten im Lichte der Arbeiten des Verhaltensphysiologen Erich von Holst, in: www.bhje.de)  Ebenso erfahren beispielsweise auch die wissenschaftlichen Leistungen des Physikers H. v. Helmholtz in Bezug auf Musikinstrumente und Musikwissenschaften bis heute weltweit höchstes Ansehen, als ein typisches Ergebnis entsprechend deutschgeprägter Wissenschaftsentwicklung. (Siehe dazu auch: H. Hörz: „Brückenschlag zwischen zwei Kulturen. Helmholtz in der Korrespondenz mit Geisteswissenschaftlern und Künstlern“, Marburg (Basilisken - Press) 1997,  hier z.B.: S.221-228)  Hingegen ist es offenbar innerhalb der „nach-Helmholtzschen“ Wissenschaftsentwicklung auch hierzulande zunehmend zu den von mir  als „musikinstrumentelles Abstinenzverhalten“ bezeichneten Wissenschaftsdisproportionen gekommen und ich wage nicht zu entscheiden, ob die fatale Systematik von 1914, dabei eher als ein bedeutungsvoller Ausgangspunkt oder vielleicht nur als ein erstes bedeutendes Symptom dieser Entwicklung gelten kann. Sicherlich aber kann diese, wiederum weltweit zur Geltung gelangte Systematik, nun als  mitursächlich für den zweifellos internationalen Charakter der gekennzeichneten, letztlich eben auch „deutschgeprägten“ Wissenschaftsdisproportion angesehen werden.
(2)
Im Zusammenhang mit der Wirkungsweise des Trompetenmundstückes möchte ich hier aber eine dezidiert differenzierende Anmerkung in Hinsicht auf das Didjeridoo machen, dessen einfacher Mundstücksrand keineswegs mit sonstigen „Kesselmundstücken“ gleichzusetzen ist. Denn moderne Kesselmundstücke sind so konstruiert, dass die primär durch die Lippen erzeugten Oszillationen nicht unmittelbar in die Röhre des angeschlossenen Blasinstrumentes, sondern zunächst in den noch vor der Instrumentenröhre befindlichen  „Kessel“ des Mundstückes, und dann erst, durch eine wiederum in ihrem Durchmesser wesentlich kleinere öffnung, in die wiederum größer dimensionierte zylindrische oder konische Röhre des angeschlossenen Instrumentenkörpers geleitet werden. Dabei sind - wie ich ausgeführt habe – die Lippen des Bläsers als das primäre WESO anzusehen. Ich neige nun zu der Auffassung, dass in diesem entsprechend verkoppelten akustischen System, die zunächst im Kessel des Mundstückes integrierte kleinere Luftmenge als das sekundäre aerophone WESO, und die dann angeschlossene, weitaus größere Luftmenge  des Instrumentenkörpers als weiteres angekoppeltes aerophones WESO verstanden werden könnte oder sollte. Dabei denke ich aber, dass sich eben erst auf Grund weiterer diesbezüglicher exakter Forschung erweisen kann, ob eine solche Auffassung auch berechtigt, und dann vielleicht auch im Sinne eines erneuerten Systematisierungsdenkens sinnvoll, sein kann.
(3)
Um zu verdeutlichen wie diese Formulierung gemeint ist, möchte ich nur anmerken, dass hier ja kein Bioniker am Werke war um etwa in der Evolution bestimmter Lebenserscheinungen effektivere Musikinstrumentenmöglichkeiten aufzustöbern, sondern lediglich ein  an der  Entwicklungsgeschichte von Musikinstrumenten interessierte Philosoph vorhatte auf  Zusammenhänge hinzuweisen, die im Sinne eines umfassenderen Technikverständnisses eigentlich auch von anderen Wissenschaften einmal genauer ins Auge genommen werden sollten. Und wenn er dabei innerhalb der von uns bisher gestalteten Technik auf ein Funktionsprinzip stößt, welches von der Natur schon längst bei unserer Gestaltung  als Lebewesen verwirklicht wurde, so lag auch eine reziproke Vergleichssicht in Richtung auf „Bionik“ nahe.
(4)
Der Bogen wird oft als der eigentliche Ausgangspunkt für die Entwicklung von Cordophonen angesehen.
Dies mag  auch nahe liegend sein, da seine offensichtliche Ableitung von bestimmten jagdtechnischen Vorrichtungen mit gespannten Saiten, welche anfänglich noch nicht frei handhabbar, sondern vor allem in entsprechenden fest mit dem Boden oder auch bestimmten anderen Fundamenten verbundenen Fallenkonstruktionen genutzt wurden, sicherlich ein überaus lebenswichtiger und insofern auch alltäglicher Bestandteil entsprechender Kulturen waren, als andere mögliche „chordophone Anfangserfahrungen“. Und auch die hier von mir geschilderte weitergreifende Bedeutung des Bogens, kann jeweils zur weiteren chordophonen Entwicklung immer wieder irgendwie beigetragen haben.
Es sind aber auch ganz andere mögliche Ausgangspunkte chordophoner Entwicklung zu bedenken, welche zunächst sogar weit weniger aufwändig zustande kommen können, als der dem Bogen offenbar vorausgegangene hochkomplizierte  Bau von saitenbetriebenen, fest installierten Jagdfallen.
So sind etwa die ersten Grundkonstruktionen von Röhrenzithern unvermeidlicher Weise sofort mit ganz besonderen musikinstrumentellen Vorzügen ausgestattet. Sie verfügen mit ihrem „Röhrenkorpus“ bereits „von Geburt an“ über einen höchst effektiven Resonanzkörper und wohl ebenso früh auch über eine nahezu perfekte „Feinstimm-Einrichtung“, indem einfach die Stege unter den, aus dem Röhrenkörper „herausgehobenen“ Saiten verschoben werden. Auch die technisch völlig nahe liegende Mehrstimmigkeit einer solchen urtümlichen Instrumentalkonstruktion, kann durchaus  völlig ohne Werkzeuge, mit nur „wenigen Handgriffen“ (oder genauer gesagt: mit wenigen Fingerbewegungen und Fingernägeln) bewerkstelligt werden. Diese Konstruktion verfügt also sofort über  wesentliche musikinstrumentelle Elemente, für welche die entsprechend vom Bogen abzuleitenden Chordophone noch ungeheuer viel Entwicklungszeit benötigen. So betrachtet ist dann aber  wiederum zu bedenken, dass einem solchem, nun vielleicht lediglich als Musikinstrument existierenden Gerät eben die anderen praktischen Eigenschaften des Bogens fehlen und es sich auch überhaupt nicht als lebenswichtiges Jagdgerät oder sonstiges  Nutzwerkzeug bewähren kann. Es bedürfte schon einer wiederum sehr reichen und wohl auch luxeriösen Kultur, um als Musikinstrument überleben zu können, wenn es sich ansonsten so ungeeignet für die Sicherung des überlebens derer die mit ihm umzugehen haben, erweist. Und auch als Musikinstrument fehlt ihm – nun wiederum im Gegenvergleich zum Bogen – eine ganz bestimmte besondere Faszinationskraft.
Die Karriere des Bogens als Musikinstrument ist anfänglich wesentlich mit der Wirkung der Resonanz-und Naturtöne, die Musikanten mit seiner Hilfe an ihren Mundhöhlen erzeugen können, verbunden. Diese, möglicherweise auch besondere individuelle Bindungen stiftende  Spielweise, ist bei Röhrenzithern nicht nahe liegend und auch kaum so effektiv zu gestalten....
(5)
Ich denke hier aber auch,  dass es besonders beunruhigend wirken kann,  wenn dabei auch bedacht werden muss, dass doch insbesondere die Wissenschaften, deren Sache es ist sich eben mit „frühen“ bzw. „uralten“ und insofern eben stets auch als letztlich „weniger entwickelt“ oder „unentwickelt“ angesehenen „fremden“ Kulturen zu befassen, in besonders fataler Weise innerhalb dieser Entwicklungsverklemmungen unserer eigenen Zivilisation und unserer, dabei freilich stets als „höherentwickelt“ anzusehenden Wissenschaftskultur,  involviert sind.
Aus meiner unverhohlen kritischen Position, muss es mir als geradezu grauenvoll und letztlich auch als überaus beschämend erscheinen, wenn ich dabei zwangsläufig zu bedenken habe, dass gerade solche Wissenschaftsdisziplinen, die vor mehr als hundert Jahren innerhalb unserer Kultur angetreten sind „fremde“ Kulturen zu beobachten, zu erforschen (und diese dabei eben stets auch  bewerten werden),  sich nun seit fast hundert Jahren als unfähig erweisen, eines ihrer eigenen wissenschaftlichen „Glanzstücke“ und wohl auch das Dilemma welches ich in diesem Zusammenhang  konstatieren muss, selbst objektiv-nüchtern und  kritisch zu bedenken. Die unsachlichsten Lobpreisungen zur Sachs Hornbostelschen Vierklassensystematik kommen meiner Erfahrung nach eben von Musikethnologen, - welche doch aber eigentlich gerade die Fachleute sein sollten,  die es auf Grund ihres Faches bei Musikinstrumenten besser wissen müssten.
Um eine solche Erfahrungs-Anmerkung aber nicht nur in allgemein fachgebietsbezogener, sondern auch in konkreterer Weise zu formulieren, kann ich – auch wenn ich gerade damit zweifellos  bestehenden akademischen Tabuisierungsmechanismen in ungehöriger Weise zuwiderhandle -  speziell auf die entsprechenden apologetischen Aktivitäten der Professoren Simon, Bröcker, Kuckertz und Stockmann, (um nur solche zu nennen, bei denen ich solche Erfahrungen auch  aus persönlichem Erleben, im Zusammenhang mit persönlicher Bekanntschaft  bzw. entsprechenden Zusammentreffen, machen musste) hinweisen. Allein diese verdeutlichen mir (nicht nur angesichts der Positionen die sie im Wissenschaftsbetrieb erlangen konnten), dass eben die kritische (oder auch „selbstkritische“)  Sicht auf bestimmte eigene, letztlich eben auch  „befremdend und entfremdend“ wirkende  Mechanismen und  „Kulturbesonderheiten“  unserer eigenen Zivilisation, dringend angeraten sein sollte.
Das hier dann leicht  vorzubringende Argument, dass dies doch aber nicht ihr Aufgabengebiet betrifft, da ihr Wissenschaftsgegenstand schließlich doch „das Fremde“ sei, mag zwar im Sinne dieses, insbesondere von C.Sachs formulierten Wissenschaftscredos wissenschaftsdiziplingetreu legitim-folgerichtig  erscheinen, kann aber das vorliegende  Dilemma nur verschärfen. Vielleicht gehört gerade ein solches Denken auch zu den spezifisch stabilisierenden Tabuisierungsmechanismen, über die ich hier innerhalb der Zivilisation spreche, deren Wissenschaft gewillt ist, zwar fremde Zivilisationen forsch fragend zu erforschen, sich selbst aber höchst zögerlich verhält, wo es gilt hinsichtlich bestimmter (eben offensichtlich irgendwie „tabuisierter“) Aspekte der eigenen Zivilisation,  ein kritisch forschendes und permanent vielseitig fragendes Verhältnis zu entwickeln. Und gerade auch was Tabuisierungen betrifft, so habe ich beispielsweise schon anlässlich meiner Untersuchungen zum Schwirrholz, also einem besonders „stringenten Tabuisierungs-Instrument“,  feststellen und dann auch kritisch anmerken müssen, dass die Musikethnologie zwar gründliche Auflistungen dessen was ihr in dieser Angelegenheit auffällt, liefert, dabei aber offensichtlich keinerlei wissenschaftliche Anstrengungen unternimmt um etwa das Zustandekommen  dessen, was da in tabuisierender Weise mit diesem Instrument verbunden ist, zu bedenken und verstehen zu wollen. Und dieses so offensichtliche Unterlassen entsprechender Anstrengungen, beginnt ganz offensichtlich bereits bei den  allereinfachsten Notwendigkeiten einer naturwissenschaftlich, physikalisch-akustisch konkreten Analyse der Wirkweisen des entsprechenden Gerätes als Musikinstrument. Ganz so als ob hier wohl doch ein entsprechender, bestimmten weitergedachten wissenschaftlichen Analysen im Wege stehender Tabuisierungsmechnismus am Werke ist.
Seltsam jedenfalls, dass hier das Aufhellen des Zustandekommens von Tabuisierung, offenbar selbst einer Wissenschafts-Tabuisierung zu unterliegen scheint....
(6)
Siehe dazu auch: Vortrag anlässlich des 10 jährigen Bestehens der „Schweizer Bambusflötengilde in Deutschland“ in: www.bhje.de
(7)
Siehe dazu auch: Zur Position der sogenannten ’durchschlagenden Zunge’ im ’natürlichen System der Musikinstrumente’
(8)
Ich teile in diesem Zusammenhang auch die Meinung des Leipziger Musikwissenschaftlers H. Zeraschi, welcher deutlich darauf hinweist, dass doch eigentlich die Systematik des Belgiers V. Mahillon (1880/86)  “...schließlich mit geringen änderungen von C. Sachs  und E. M. v. Hornbostel zur Grundlage ihrer Systematik der Musikinstrumente (1914) genommen wurde.“.
Siehe dazu das Stichwort „Instrumente“ in: Horst Seeger, Musiklexikon in zwei Bänden, Leipzig 1966