Kurzgehaltener Vortrag zur Systematisierung
natürlich-akustischer Musikinstrumente
(Vorgetragen am 29.5.02 im Seminar für Vergleichende Musikwissenschaft der Freien Universität Berlin)
Zunächst möchte ich mich bei Frau Brandes dafür bedanken, dass ich, entsprechend eines von ihr gemachten Vorschlages, die Möglichkeit habe, hier kurz über meine Auffassung zur Systematisierung von Musikinstrumenten zu sprechen.
Dazu möchte ich einige Schriftstücke mit Informationen zu dieser Auffassung verteilen(01) und dann etwas näher auf das Zustandekommen meiner Ansichten und Methoden eingehen.
Ausserdem möchte ich einige Anmerkungen zur allgemeinen Geschichte des audioorganologischen Systematisierungsdenkens machen und abschliessend auf bestimmte Aspekte zu den Ihnen vorliegenden ‘methodologischen Grundsätzen der Vergleichsanalytischen Organologie zur Systematisierung’(02) zu sprechen kommen.
Sie finden diese Grundsätze auf der Rückseite des vorliegenden Informationsblattes zu meinen Systematik-Vorlesungen(03).
Aus den dort aufgereihten Vorlesungsthemen können Sie bereits eine Systematik erkennen, welche in deutlichem Gegensatz zu der in den Musikwissenschaften zumeist gebräuchlichen Vierklassen-Systematik steht.
Eine ‘Grundgerüst-Darstellung’ dieser Systematik finden Sie auf dem folgenden Blatt(04), und auf dessen Rückseite ist dieses Grundgerüst dann wiederum mit Buchstabenkürzeln und einem entsprechenden ‘Kasten-Schema’(05) dargestellt.
Auf dem dritten Blatt finden Sie jedoch eine Interpretation dieser Systematikauffassung, welche nicht von mir, sondern von Herrn Peter Simon aus Mönchengladbach stammt(06).
Auch wenn ich diese Darstellung in verschiedener Hinsicht für missverständlich halten kann, möchte ich sie Ihnen doch ohne korrigierende Kommentare übergeben.
Erstens weil ich damit auch auf die überaus bemerkenswerten systematischen Arbeiten von Herrn Simon aufmerksam machen möchte(07) und zweitens, weil ich meine, dass vergleichende und analytisch gegenfragende Überlegungen zu dieser Interpretation, fruchtbarer sein können(08) als vorschnell vorgetragene ‘Korrekturen’, - da ich als Urheber des Originals ja stets auch Gefahr laufe, mich kurzsichtig-verteidigend und eben durchaus voreingenommen zu verhalten.
Die spezifische Art meiner besonderen Voreingenommenheiten werden Sie vielleicht besser verstehen können, wenn ich über das Zustandekommen meiner Systematikauffassung gesprochen habe.
Zuvor möchte ich aber meine Ablehnungshaltung zur Sachs/Hornbostel’schen Systematik kurz umreißen:
Sie bezieht sich auf deren innere Unlogik(09) und auf die damit zusammenhängende Tatsache, dass es eine Anzahl traditionell-bekannter und systematisch bedeutsamer Instrumenten gibt, die dort nicht konfliktfrei eingeordnet werden können(10), sowie auf die Tatsache, dass inzwischen auch eine Reihe ganz neuartiger natürlich-akustischer Instrumente entstanden sind (bzw. ‘entdeckt’ wurden), die in dieser Systematik nur sehr willkürlich einzuordnen sind bzw. gar keinen Platz finden können(11), wobei ausserdem betont werden muß, dass eben auch verschiedene theoretische Ansätze zur Überwindung der dortigen Inkonsequenzen und des damit zusammenhängenden ‘klassischen Vierklassendenkens’ entstanden sind.
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Die von mir vertretene Systematisierungsauffassung entstand am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR (also einer im Zusammenhang mit den ab 1990 einsetzenden Verheerungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft völlig vernichteten Institution), wo ich mich in den siebziger und achtziger Jahren auch mit Problemen musikinstrumenteller Technikentwicklung befassen konnte.
Dort ging es mir, als Mitglied einer Arbeitsgruppe zu philosophischen Fragen der Biologie, zunächst im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Evolution von tierischen und menschlichen Sozialstrukturen, um die besondere Bedeutung, die Klangwerkzeuge im evolutionären Zusammenspiel mit anderen Werkzeugen und spezifisch-werkzeugbedingten Faktoren im Prozess der Menschwerdung haben können(12).
Dabei entwickelte sich die folgende, später für mich immer wesentlicher werdende Problemsicht:
Im Verlaufe der Nutzung erster Werkzeuge begegnete unseren Vorfahren notwendigerweise das besondere Erlebnis gezielt beherrschbarer instrumentaler Klangerzeugung.
Ein Vorgang, welcher sich - auch ohne dass dabei zunächst überhaupt an Klang gedacht oder Klang gewollt sein musste - im Prozess erster gezielter Herstellung von Werkzeugen unvermeidlich weiter entfaltet und zu einer Vielzahl von ganz verschiedenen ‘künstlich’ hervorgebrachten Klangereignissen führt. Derartige Vorgänge waren zunächst vorwiegend an biogen vorgeformte, wesentlich lamellar strukturierte Materialien gebunden, und sind natürlich im engen Zusammenhang mit Verhaltensweisen zum Nahrungserwerb, insbesondere aber auch hinsichtlich spezieller Ess-Verhaltensweisen zu bedenken (z.B. in bezug auf Rinden, Fasern, Stengel, Stäbe, Stämme, Halme, Röhren, Schalen, Horn, Bein, Knochen, Gräten, Blasen, Sehnen, Membranen bzw. steifen und/oder flexiblen Lamellen usw. ).
Im Prozess entsprechender ‘Zubereitung’ und Nutzung bzw. Zurichtung und Bearbeitung solcher Substanzen, werden natürlicherweise bestimmte akustisch relevante Materialkonfigurationen ‘favorisiert’, d.h. sie ergeben sich bevorzugt, werden entsprechend ‘hervorgehoben’ bzw. spezifisch herausgearbeitet, und wirken schon dabei in der Hand des Menschen unvermeidlich in vielfältiger (und eben jeweils ‘formbestimmter’) Weise klangerzeugend.
Spezifisch schallrelevante Konfigurationen ergeben sich aber auch bei der Bearbeitung anderer, nicht-biotischer bzw. nicht-lamellar strukturierter Materialien im Prozess der Herstellung bestimmter Werkzeuge (etwa zum Spalten, Schaben, Ritzen, Stechen, Bohren, Schneiden, Spiessen, aber auch zum Schlagen und Werfen etc.).
Und dabei wird auch ein Grundproblem weiterer akustischer Werkzeugentwicklung deutlich:
Auch unabhängig von biotisch vorgegebenen und/oder in sonstiger Weise werkzeugambitioniert-favorisierten Konfigurationen, gilt physikalisch-akustisch, dass ganz bestimmte Ausformungen von Materialien bzw. von Hohlräumen, grundlegend für die Entstehung und Entwicklung schallerzeugender Instrumente sind(13).
Von derartigen Hintergrundüberlegungen zum Problemfeld ‘Soziogenese, Menschwerdung, Musikinstrument’, ergaben sich dann auch eine Reihe weitergehender Bezüge und spezifischer Fragestellungen in Richtung auf allgemeinere philosophische Problembereiche(14). Aber unweigerlich ergaben sich auch bestimmte Fragen und Problemstellungen in Richtung auf den inneren Zusammenhang von systematischem Naturverständnis und systematischem Verständnis naturgegebener bzw. naturbedingter Möglichkeiten akustischer Technikentwicklung.
Eine direkte Fortsetzung solcher Forschungen erwies sich damals(15) zunächst als schwierig; - ermöglichte sich aber später(16) wieder.
Gegen Ende der 80er Jahre konnte ich die Problematik der Entwicklung und Systematisierung musikinstrumenteller Technik im ‘Bereich Philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung’ (also inmitten von verschiedenen philosophischen Spezialisten aus unterschiedlichsten Wissenschaftsgebieten) eingehender zur Diskussion stellen, wobei im Weiteren eine Reihe von speziellen Problemen berührt und erwogen wurden, die bis heute für mich einen wichtige Rolle spielen(17).
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Eine wichtige Rolle spielte für mich aber auch die Geschichte des Systematisierungsdenkens.
Dazu möchte ich besonders auf die folgenden Punkte bzw. auch ‘Wendepunkte’ dieser Geschichte aufmerksam machen:
Die Systematik von Mahillon stellt einen signifikanten Paradigmenwechsel in der Geschichte des audioorganologischen Systematisierungsdenkens dar, welcher vor allem durch die deutliche Orientierung auf die Physik und der von daher angestrebten Möglichkeit, alle damals bekannten Musikinstrumente systematisch zu erfassen, gekennzeichnet ist.
Die spätere Übernahme dieser Vierklassen-Systematik durch Sachs&Hornbostel impliziert hingegen keinen Paradigmenwechsel, und eigentlich auch keinen wesentlichen Fortschritt des Systematisierungsdenkens. Sie enthält vielmehr bedauerliche Einengungen und eine kaum reflektierte, unkritische Fortschreibung unlogischer Aspekte, sowie bestimmte diverse Verunklarungen(18). Die innere Unlogik dieser Systematik ist oft dargelegt und betont worden.
Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang die 1938 erfolgte programmatische Kritik des Physikers Hermann Backhaus(19).
Später verschiedentlich auftauchende Erwägungen und Diskussionen zum ‘Spielerverhalten’ bzw. zu spezifischen Spiel- und Klangeigenschaften von Musikinstrumenten als besonderem ergänzendem Aspekt bzw. auch möglichem Schwerpunkt des Systematisierens, beinhalten (soweit ich dies bisher sehen kann) bislang keinen wesentlichen Paradigmenwechsel.
Ein deutlicher und wesentlicher Paradigmenwechsel zeichnet sich jedoch 1948 mit H.Dräger ab. Er war der erste, der den Gedanken über die Möglichkeit der Entdeckung und eingehenderen Erforschung eines ‘natürlichen Systems der Musikinstrumente’ grundsätzlich dargelegt hat(20). Und in der Nachfolge war später H.Heyde der erste, der, Drägers Gedanken kritisch aufnehmend, versucht hat, Grundlagen für ein solches ‘natürliches System der Musikinstrumente’(21) zu erarbeiten.
Allein mit diesen beiden Namen zeigt sich aber auch ein anderes interessantes Problem der jüngeren Geschichte des Systematisierungssdenkens, nämlich die offensichtliche Tatsache, dass sich nach dem Ende der faschistischen Diktatur in Deutschland, durch welche Sachs und Hornbostel als Juden vertrieben wurden, eine besondere ostdeutsche Entwicklung audioorganologischer Systematisierungsbestrebungen herausgebildet hat, die mit ganz spezifischen, und sicherlich auch aufschlussreichen Konflikten und Spannungsverhältnissen verbunden ist(22).
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Abschliessend möchte ich noch auf einige Aspekte zu den Ihnen vorliegenden ‘methodologischen Grundsätzen’ hinweisen.
Im deutlichen Unterschied zum gängigen Vierklassendenken ist das Kriterium der Spannung hier nicht als grundsätzliches bzw. klassifizierendes Unterscheidungskriterium zu finden.
Als wesentliches Kriterium wurde hingegen der Aspekt der Konfiguration (ganz bewußt ohne das Moment der Spannung!) hervorgehoben.
Diese besondere methodologische Bedeutung der Konfiguration ergab sich bei der mit dem hier vorgestellten Grundgerüst verbundenen Systematisierungsauffassung (welche natürlich in der ostdeutschen Tradition der Bemühungen um die Erkenntnis des ‘natürlichen Systems der Musikinstrumente’ steht(23)) sowohl aus ‘konstruktions-logischen’, als auch aus ‘sachlich-historischen’ Gründen(24), und diese Bedeutungszumessung ist insofern keineswegs einfach beliebige ‘Geschmacksache’.
Vielmehr kann sie auf verschiedenen Untersuchungsebenen bzw. mittels verschiedener Forschungsmethoden, gut gestützt und (wie ich denke) auch weiter erhärtet werden:
Zum einen auf der Ebene gedanklicher Logik und auf der Ebene allgemeiner physikalischer Gesetzmässigkeiten.
Zum anderen aber auch auf der Ebene der Erforschung jedes konkret konfigurierten WESO eines jeden einzelnen natürlich-akustischen Instrumentes, sowie auf der Ebene der Erforschung der Entstehung und Entwicklung der Gesamtheit entsprechender musikinstrumenteller Technik.
Die Vielfalt dieser Gesamtheit aber, ist nur mit Hilfe sachbegründeter Systematik (also aus der zu systematisierenden ‘Sache’ und den entsprechenden ‘Sachzusammenhängen’ selbst abzuleitender Systematik) wirklich sinnvoll zu überschauen und entsprechend ihrer eigenen Entwicklungsdynamik bzw. eigener Entwicklungsstrukturen, gründlicher zu begreifen.
Und dabei bilden die unterschiedlich strukturierten Bedeutungszumessungen und verschiedenartigen Begründungsebenen des Konfigurationsaspektes wiederum selbst ein in bestimmter Weise ‘verwobenes und verschachteltes’ System - und insofern auch wieder einen entsprechenden besonderen Untersuchungsgegenstand...
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Das Ihnen vorliegende ‘Grundgerüst’ wird nun in der hier vorgestellten Form zunächst wie ein ziemlich mageres Gerippe anmuten und lässt sich wohl auch erst im eingehenderen Prozess inhaltsfüllender Nutzung umfassender verständlich machen.
Ein konkretes Beispiel systematisch weitergehender Erfassung konkreter Musikinstrumente anhand dieses Systematik-Gerüstes habe ich insbesondere im Zusammenhang mit detaillierteren Untersuchungen zur Maultrommel und zur Problematik der ‘Rahmenspalt-kombinierten Zunge’ dargelegt(25). Dabei handelt es sich um ein reichlich kompliziertes, aber systematisch sehr aufschlussreiches Beispiel aus dem großen Reich der Internenten, bei dem auch (was im weiteren Prozess ‘inhaltsfüllender Nutzung des Grundgerüstes’ besonders wichtig, und auch von Fall zu Fall problematisch werden kann) unterschiedliche Arten musikinstrumenteller Kopplungen unterschiedlicher WESO eine wichtige Rolle spielen.
Ein vergleichsweise einfaches und unkompliziertes Beispiel der Einordnung wäre demgegenüber das Schwirrholz. Es gehört in die erste Abteilung zu der kleinen Menge von Externenten, die gegenüber der grossen Menge von Internenten hier als eine eigene Klasse abgeteilt wurde, und wo solche problematischen Kopplungen natürlich nicht vorkommen.
Allerdings zeigt die eingehendere Erforschung des Schwirrholzes, dass es ansonsten nicht so ohne weiteres als ‘Beispiel problemloser Einfachheit’ genommen werden kann(26).
In meinen Vorlesungen zur Systematik, wo es mir letztlich auch um die systematische Darstellung der Gesamtheit natürlich-akustischer Instrumente zu tun war, wurde dieses Grundgerüst - immer im Zusammenhang mit der dann in jedem konkreten ‘Instrumental-Fall’ anstehenden Anwendung und entsprechenden Überprüfung der vorliegenden ‘methodologischen Grundsätze’ - natürlich auch in diesem Sinne als Grundlage zur Erarbeitung einer Übersicht über die Vielfalt natürlich-akustischer Technik genutzt.
Und sowohl diese methodologischen Prinzipien, als auch dieses Grundgerüst waren insofern auch in allen Vorlesungen, jeweils über ein ganzes Semester hin, nicht nur methodologische Basis für eine mit Hilfe verschiedenster zu vergleichender Musikinstrumente und bestimmter vergleichsanalytischer Experimentalmodelle untermauerten Darstellung der Gesamtheit natürlich-akustischer Technik, sondern stets auch Gegenstand fragenstellender Diskussion und Gegenstand methodologisch-kritischer Überprüfung(27).
*
Anmerkungen/Quellen:
(01)
Eine gleichartige Zusammenstellung von Informationsblättern wurde von mir jeweils zu den seit Herbst 1998 im Wintersemester an der Humboldt-Universität zu Berlin gehaltenen Vorlesungen zur Systematik der Musikinstrumente ausgegeben.
Diese stets unbezahlten Vorlesungen konnte ich als ‘Langzeit-Arbeitsloser’ nur mit jeweils ‘besonderer Genehmigung’ des mich stets kontrollierenden Arbeitsamtes Templin halten, wobei dann - um letztlich auch speziell angelegte Gesetzeskonflikte hinsichtlich unbezahlter ‘Arbeitstätigkeit von Arbeitslosen’ zu vermeiden - zur Sicherung dieser Vorlesungstermine jeweils auch entsprechend zu genehmigende ‘Urlaubstage’ zu beantragen waren...
Im Zusammenhang mit dem Umzug der Einrichtungen des Physikalischen Institutes von Berlin- Mitte nach Berlin-Adlershof, muß diese Vorlesungstätigkeit nun wieder beendet werden.
(02)
Eichler, Bernd H. J.: Zur Position der sogenannten "durchschlagenden Zunge" im "natürlichen System der Musikinstrumente", Vortrag zum 20. Musikinstrumentenbau- Symposium in Michaelstein 19.- 21.Nov.1999
(03)
Siehe Anlage: Komplementäre Vorlesungsreihe ‘Systematik und Physik der Musikinstrumente’
(04)
Abgebildet in:
Eichler, Bernd H.J.: Zur Position der sogenannten "durchschlagenden Zunge" im "natürlichen System der Musikinstrumente", Vortrag zum 20. Musikinstrumentenbau- Symposium in Michaelstein 19.- 21.Nov.1999
(05)
Eichler, Bernd H.J.: Zur Position der sogenannten "durchschlagenden Zunge" im "natürlichen System der Musikinstrumente", Vortrag zum 20. Musikinstrumentenbau- Symposium in Michaelstein, 19.- 21.Nov.1999
(06)
Siehe Anlage: Felderdiagramm-Darstellung von Peter Simon zum ‘Versuch einer systematisch begründeten Systematisierung natürlich-akustischer Instrumente’ von B.H.J.Eichler
(07)
Simon, Peter: Die Systematiken der Musikinstrumente. Rahmenbedingungen und Probleme, Bibliographie mit Kommentar. Mönchengladbach 1995.
Mit dieser Arbeit hat P. Simon eine hochinteressante Zusammenstellung von mehreren hundert Systematiken der Musikinstrumente verfaßt - beginnend mit Konfuzius im alten China, bis hin zur Gegenwart. Und er hat all diese Systematiken nach bestimmten Kriterien analysiert und systematisiert. Ausserdem liegt von ihm eine spezielle Arbeit, ‘Die Hornbostel / Sachs’sche Systematik der Musikinstrumente: Merkmalarten und Merkmale / Eine Analyse und zahlenmäßige Erfassung.’ Instrumentenbau-Zeitschrift, Sonderdruck 1994, vor.
Zudem liegt von ihm aber auch eine interessante eigene neuartige Systematik der Musikinstrumente vor, von der ich hoffe, dass sie durch eine angemessene Publikation einer breiteren wissenschaftlichen Diskussion zugänglich und nutzbar gemacht werden kann..
(08)
Zumal die Interpretation eines Spezialisten wie P. Simon, der die mühevolle und breitangelegte Vergleichung der verschiedensten, im Laufe von Jahrhunderten entstandenen, audioorganologischen Systematiken geleistet hat, sicherlich in besonderer Weise bedenkenswert und reflexionswürdig ist.
Ich ergreife also nicht einfach Partei für meine Position zur Systematisierung, sondern (dies durchaus auch im Sinne meines Methodenverständnisses) Partei für die fruchtbar vergleichende Diskussion zur Entwicklung verschiedener fruchtbar zu vergleichender Positionen. (Siehe auch Anmerkung 27)
(09)
Eichler, Bernd H. J.: Versuchungen zur Systematisierung natürlich-akustischer Musikinstrumente aus Sicht und Situation der Vergleichsanalytischen Organologie
(10)
Z.B. Maultrommel, angeblasene Membransegmente, angeblasene Membranen (auch Mirliton), Waldteufel, aber auch Flexaton, Singende Säge etc.
(11)
Z.B. das sekundär-aerophonisch wirkende Blasinstrument bzw. Membran-Instrument ‘Elastophon’, sowie andere (primär-aerophonisch erregte) ‘Membran-Instrumente’; verschiedene ‘Flüssigkeitsklinger’; Einrichtungen mit gespannten Längs-Spiralfedern etc.
Siehe dazu auch:
Eichler, Bernd H. J.: Über mögliche Konsequenzen zur Systematisierung von Musikinstrumenten angesichts eines inkonsequent gebrauchten Begriffs der ‘Systematik der Musikinstrumente’
(12)
Wesentliche Anregungen dazu ergaben sich damals auch aus Problemstellungen der Primatenforschung, sowie aus bestimmten Diskussionen um die Ethologie; aber auch aus bestimmten evolutionsbiologischen Diskussionen, sowie aus der langjährigen philosophischen Beschäftigung mit der Biologismus-Problematik.
(13)
Anders akzentuiert formuliert:
Instrumental-Klang entsteht, entwickelt und ‘optimiert’ sich zunächst nicht nach musikalischen Bedürfnissen zur instrumentellen Erweiterung von Musik-Möglichkeiten, sondern tritt - als sich zunächst selbst entfaltendes Phänomen - bereits beim ersten werkzeugambitionierten Umgang mit vorgefundenen Materialien (vor allem mit in bestimmter Weise biogen strukturierten und von daher bereits entsprechend schallrelevant ausgeformten bzw. naheliegend schallrelevant konfigurierbaren Materialien) unvermeidlich und systematisch auf. Aber auch die weitere Entwicklung von Werkzeugen (auch aus anders strukturierten, abiogenen Materialien) bleibt von konfigurationsbedingten natürlich-akustischen Eigenschaften begleitet, - so wie auch die spätere, dann auch von klangorientierten Bedürfnisstrukturen mitbewirkte Herstellung spezieller Klang-Werkzeuge, von physikalisch-akustisch relevanten Konfigurationen bestimmt bleibt. Auch die weitere Geschichte natürlich-akustischer Technikentwicklung zeigt, dass es ganz bestimmte Beziehungen im Verhältnis von Formbestimmtheit musikinstrumenteller WESO und der Vielfalt der von daher ableitbaren musikinstrumentellen bzw. entsprechend klanggestalterischen Entwicklungsmöglichkeiten gibt: bestimmte WESO-Formen ermöglichen besondere audioorganische Vielfältigkeiten. Und diese Vielfältigkeiten sind nun keineswegs leicht zu überschauen und zweifellos auch schwierig zu systematisieren.
So vielfältig diese Erscheinungsformen musikinstrumenteller Technik und der mit ihrer Hilfe hervorgebrachten Klangereignisse aber auch sein mögen, die ihnen physikalisch zugrunde liegenden Formbestimmtheiten musikinstrumenteller WESO sind durchaus in bestimmter Weise überschaubar. Vergleichsanalytische Organologie geht in diesem Sinne bei der Suche nach dem zu entdeckenden ‘natürlichen System der Musikinstrumente’ also zunächst von derartigen durchaus überschaubaren physikalisch-natürlichen Grundlage aus und baut von daher das hier vorgestellte ‘Grundgerüst’. Die Problematik weiteren Systematisierens besteht dann freilich in der systematisch-logisch möglichst widerspruchsfreien Gestaltung aller weiteren Differenzierungs-Schritte auf den möglichen Wegen die bis hin zur konkreten Erfassung bestimmter Instrumentalkonstruktionen und bestimmter, mittels ihrer Hilfe ermöglichter Spielweisen und Klangereignisse führen können.
(14)
Im weiteren Sinne ging es dabei um die vielfältige Bedeutung von Spiel, Kunst und Kultur für das Verständnis der Menschwerdung bzw. der Entwicklungsbesonderheiten menschlicher Sozialstrukturen, wobei sich auch spezifische Sichtweisen auf solche philosophischen Problemstellungen wie ‘Entfremdung’, ‘Selbstverwirklichung’, ‘Subjekt-Objekt’, ‘Wissenschaft und Parteilichkeit’, ‘Einheit von Logischem und Historischem’, ‘Freiheit und Persönlichkeit’ sowie zu verschiedenen Problemlagen humaner und unhumaner Technikentwicklungen ergaben.
Aus dem besonderen Problemfeld ‘Menschwerdung und Musikinstrument’ ergaben sich aber - neben bestimmten human-ethologischen Aspekten - auch besondere Fragestellungen zur Ethnologie, insbesondere zur ‘Ethnoorganologie’, hinsichtlich derer mir ja gerade das enge Zusammenwirken, bzw. die in besonderer Weise zu beachtenden Wechselseitigkeiten von ‘allgemeineren organologischen’ (also alle Werkzeuge erfassenden) und speziellen ‘audio-organologischen’ (also vornehmlich Klangwerkzeuge untersuchenden) Forschungen wichtig schien. In diesem Spannungsfeld standen beispielsweise solche spezifischen Themen wie ‘Dominanz biotisch determinierter Materialien erster musikinstrumenteller Entwicklungen’, ‘Musikinstrumente und Waffenentwicklung’, ‘Musikinstrument und Religion’, und - wie bereits angedeutet - die eingehendere Untersuchung der Bedeutung solcher Faktoren wie Essverhalten, Spielverhalten, Neugierverhalten etc. für die Entstehung erster Werkzeuge und erster spezieller Klangwerkzeuge.
Ausserdem ergaben sich immer wieder Fragen hinsichtlich bestimmter bemerkenswerter ‘Nichtverwirklichungen’ von in konkreten Kulturen eigentlich möglich erscheinenden bzw. oft auch real-naheliegenden, aber eben doch unverwirklicht gebliebenen, natürlich-akustischen Instrumentalmöglichkeiten, - und den aus dieser Sicht entstehenden Fragen zu den spezifischen Forschungsmöglichkeiten einer in dieser Richtung mit konkret aufgearbeiteten Problemlagen und entsprechenden Untersuchungsmethoden systematisch vergleichend forschenden Ethnoorganologie.
Dabei war ich generell der Meinung, dass umfassender konzipierte Forschungs-Projekte zu einer grundsätzlicher beachteten ‘Wissenschaftsproblematik Musikinstrument’ - welche sowohl allgemein wissenschaftsmethodologisch-philosophisch, als auch konkret wissenschaftsgeschichtlich, und detailliert audioorganologisch-sachorientiert, zu bedenken und anzulegen wären (beispielsweise auch in Richtung auf historisch konkret vergleichende, Musikinstrumente beidseitig einbeziehende, Untersuchungen zur Kultur- und Technikgeschichte) - auch in besonderer Weise aufschlussreich für ein tieferes Verständnis des Menschen und der Entwicklungsmöglichkeiten seiner humanen Schöpferkräfte sein könnten.
(15)
Aus heutiger Sicht erscheint mir sehr aufschlussreich, was damals für mich eher ärgerlich war, - nämlich die Tatsache, dass diese philosophisch-organologischen Arbeiten zum Soziogenese-Projekt des Philosophischen Institutes, die damals nur zwei Adressaten, d.h. einerseits die dortige Arbeitsgruppe Biologie und andererseits (ausserhalb dieses Institutes) das Wissenschaftler-Ehepaar Doris und Erich Stockmann, erreichten, dann von beiden Seiten in geradezu demonstrativer Weise ‘nicht zur Kenntnis genommen’ wurden.
In der Arbeitsgruppe Biologie wurde mir alsbald (P.Beurton) vorgehalten, dass meine Ausarbeitungen zu Musikinstrumenten vielleicht irgendwie interessant sein mögen, aber keineswegs den philosophischen Aufgaben dieser Arbeitsgruppe entsprechen können, da es hier, insbesondere hinsichtlich des anstehenden Soziogenese-Projektes, um die ‘Propagierung materialistischer Dialektik für Biologen’ gehe, und sich Biologen schliesslich nicht für Musikinstrumente interessieren...
Bezüglich dieser ‘schlagenden Argumentation’ war vielleicht zutreffend, dass die philosophische Beschäftigung mit Musikinstrumenten damals keineswegs zu den vorgesehenen Aufgaben der Arbeitsgruppe Biologie gehörte. Aber sowohl was Forschungsmöglichkeiten einer ‘Arbeitsgruppe Philosophie-Biologie’, als auch was ‘Aufgaben der Propagierung materialistischer Dialektik’ betraf, hatte ich durchaus andere Auffassungen. Und ich hatte auch eine ganz andere Meinung bezüglich des Interesses von Biologen an Musikinstrumenten (siehe dazu beispielsweise auch: ‘Einige grundsätzliche Aspekte zum besseren Verständnis von Musikinstrumenten im Lichte der Arbeiten des Verhaltensphysiologen Erich von Holst’, in: www.bhje.de). Zudem konnte ich immer wieder die Erfahrung machen, dass sich unter Biologen (aber auch unter vielen anderen Wissenschafts-Fachrichtungen) jeweils weitaus mehr Interessenten für Musik und Musikinstrumente finden ließen, als beispielsweise unter den Philosophen in der DDR, unter denen - im deutlichen Unterschied zu anderen Fakultäten und akademischen Fachrichtungen - kaum aktive Instrumentalisten oder sonstige aktive Musiker zu finden waren...
Andererseits aber hatte mich E.Stockmann um mein entsprechendes Soziogenese-Manuskript gebeten. Er hatte mich zunächst als ‘Folklore-Musikant’ zur Kenntnis genommen und dann mit mir, quasi als ‘seinem Untersuchungsgegenstand’, auch verschiedene ‘Informations-Gespräche’ begonnen und in diesem Zusammenhang sowohl Näheres zu bestimmten Akademie-Projekten (z.B. über meiner Teilnahme am interdisziplinären Arbeitskreis ‘Probleme der Menschwerdung’ am Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der AdW der DDR), als auch von meinen speziellen audioorganologischen Zuarbeiten zum Soziogenese-Projekt des Zentralinstitutes für Philosophie erfahren.
Ich erhielt mein Manuskript dann aber schon nach kurzer Zeit von ihm mit dem beiläufigen Gestus ‘überbeschäftigter Andersinteressiertheit’ ohne jeden Kommentar zurück.
Eine triviale, aber vielleicht doch nicht ganz abwegige Interpretation dazu, mag vielleicht so aussehen:
Das, was auf der einen Seite, im Sinne einer besonders kurzgreifenden Auffassung zu dialektisch-materialistischer Propaganda, als ‘philosophisch ungeeignet’ abgelehnt wurde, stieß wohl auf der anderen Seite im Sinne eines in ganz anderer Weise kurzgreifenden Verständnisses von Wissenschaft und Wissenschaftspositionierung, eher als ‘dialektisch-materialistische Propaganda der DDR-Philosophie’, auf Ablehnung.
Eine weniger triviale Interpretation mag aber auch darin bestehen, dass für E. Stockmann damals jede befürwortende Auffassung in Richtung auf ein ‘natürliches System der Musikinstrumente’, zumal in Verbindung mit einer kritischen Position zur Systematik von Sachs & Hornbostel, prinzipiell konzeptionsstörend wirken musste. (Siehe dazu auch Fussnote 22)
(16)
Auch nachdem der Leiter dieses Bereiches ‘Philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung’, H.Hörz, meine entsprechenden Forschungsanliegen unterstützte.
(17)
Zum Verhältnis von Ordnungssystematiken und natürlichen Entwicklungssystemen (R.Löther / Biologie; R.Simon / Chemie);
zum Zusammenhang von ‘Werkzeugen für Kunst’ und ‘Werkzeugen als Kunst’ (J.Erpenbeck / Psychologie / Kulturwissenschaft);
zum Verhältnis von Klassifizierung/Systematisierung und Begriffsbildung/Kategorienbildung (H.Liebscher / Kybernetik);
zu physikalisch begründetem Verständnis der Entwicklung naturwissenschaftlicher und technischer Systeme (N.Hager; H.Hörz / Physik);
zur heuristischen Bedeutung von Ordnungs- und/oder Entwicklungssystematiken für die Entwicklung neuartiger technischer Produkte und Erfindungen etc. (G.Banse / Technikwissenschaften) usw.
(18)
Eichler, Bernd H. J.: Versuchungen zur Systematisierung natürlich-akustischer Musikinstrumente aus Sicht und Situation der Vergleichsanalytischen Organologie
(19)
Backhaus, Hermann: Über den Stand der Forschung auf dem Gebiet der physikalischen Akustik; in: Archiv für Musikforschung, 1938
(20)
Dräger, Hans H.: Prinzip einer Systematik der Musikinstrumente, Kassel/ Basel 1948
(21)
Heyde, Herbert: Grundlagen des natürlichen Systems der Musikinstrumente / Beiträge zur musikwissenschaftlichen Forschung in der DDR, Band 7; Leipzig 1975
(22)
Es wäre gewiss hochinteressant und aufschlussreich, diesbezügliche Entwicklungen sowie entsprechende Zusammenhänge und Gegensätze einmal genauer zu analysieren und zu vergleichen.
So hat sich beispielsweise H. Zeraschi im 1966 von H. Seeger in der DDR herausgegebenen Musiklexikon (aber auch später, z.B. 1978) in eher traditioneller Weise zur Systematik geäussert und ist dabei in ganz bestimmter Weise an der wissenschaftlichen Leistung H.Drägers vorbeigegangen. In Westdeutschland wurden hingegen die eingehender ausgearbeiteten Auffassungen von H.Dräger bereits 1957 in MGG (VI) publiziert... Untersuchenswert wäre auch, aus welchen Gründen die 1975 mit Verzögerung erschienene Arbeit von H.Heyde zum ‘natürlichen System der Musikinstrumente’ dann kaum in der wissenschaftlichen Diskussion war, und warum bzw. in welcher Weise seine Systematikauffassung (aber auch seine damit zusammenhängenden spezifischen Methoden zur Untersuchung von Musikinstrumenten) nicht nur von H. Zeraschi, sondern auch von E. Stockmann, der wichtige Wissenschaftspositionen einnahm, ignoriert wurden, wobei Stockmann offenbar auch dem grundlegenden Gedanken von Dräger zum ‘natürlichen System’ keine besondere Bedeutung zumessen wollte. Zumindest zeichnet sich in diesem speziellen Zusammenhang ab, dass die 1969 zusammen mit O.Elschek publizierten, eigentümlichen Argumentationen Stockmanns zur Begründung einer speziellen Typologie (Zur Typologie der Volksmusikinstrumente, in: Studia Instrumentorium Musicae Popularis, I, Stockholm) insgesamt viel fragwürdiger anmuten müssen, wenn man gerade diesen Gedanken von Dräger nicht für fraglich hält, Heydes Methoden ernst nimmt, und die Systematik von Sachs&Hornbostel (die Stockmann wiederum - z.B. auch später in seinem Text zur Neuherausgabe der Arbeiten von E.M.v. Hornbostel / 1986 - in sehr eigenartiger Weise hochgelobt und geradezu als Dogma hochgehoben hat) für durchaus fragwürdig halten möchte. Eine besonders interessante Frage wäre dabei sicherlich auch, welche wirkliche heuristische bzw. inhaltliche und methodologische Bedeutung seinerzeit die Kybernetik (auf welche sich sowohl H.Heyde, als auch E.Stockmann beriefen) für die weitere Entwicklung der Musikinstrumentenforschung in der DDR hatte.
Letztlich denke ich, dass gerade die kritische musikwissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des Systematisierungsdenkens seit Mahillon (in welcher dann der ostdeutschen Geschichte nach dem 2. Weltkrieg sicherlich eine besondere Bedeutung zugemessen werden muß), eine chancenreiche Möglichkeit zur souveränen Selbstbefreiung der Musikwissenschaft aus der selbstverschuldeten Einnistung der Instrumentenkunde in die Sackgasse der Sachs&Hornbostelschen Systematik sein könnte.
Dabei scheint mir, dass sich die offenbar weiter anhaltende Verteidigung dieser Vierklassensystematik zunehmend zu einem hochinteressanten Fall einer bestimmten Art von ‘wissenschaftsbetrieblicher Folklore’ entwickelt, wobei die damit einhergehenden, oft fest eingespielten Formen ritualisierter Apologetik, inzwischen in ein beachtenswert eigendynamisches Netzwerk von Legendenbildung und etablierter Mythoskultur eingebunden sind, und vielleicht gerade damit auch einmal zu einem besonders interessanten Gegenstand wissenschaftsgeschichtlich-vergleichender (letztlich dann auch musikethnologisch-vergleichend zu bedenkender) Forschung werden kann.
Aber natürlich geht es hier auch um bestimmte Machtpositionen und etablierte Organisationsstrukturen innerhalb des Wissenschaftsbetriebes...
(23)
Eichler, Bernd H. J.: Ausgewählte Thesen und Anmerkungen zur "Vergleichsanalytischen Musikinstrumentenforschung"
(24)
Hinsichtlich eines etwas anders strukturierten Beziehungsgefüges könnte man auch die Differenzierung von ‘audioorganologisch-systematisierungslogischen’ und ‘empirisch- audioorganischen’ Gründen und Forschungsaspekten hervorheben.
(25)
Eichler, Bernd H. J.: Über die Wechselseitigkeiten von Instrumentalkonstruktion und Klangmöglichkeit bei Maultrommeln, in: Bröcker, Marianne (Herausg.): Berichte aus dem ICTM-Nationalkomitee Deutschland, Bamberg 1995.
Eichler, Bernd H. J.: Zur Position der sogenannten "durchschlagenden Zunge" im "natürlichen System der Musikinstrumente", Vortrag zum 20 Musikinstrumentenbau- Symposium in Michaelstein 19.- 21.Nov.1999, aber auch:
Eichler, Bernd H.J.: Die Maultrommel als Gegenstand des Musikunterrichts - Systematisches Musikinstrumentenverständnis und ‘fremde Musik’
(26)
Eichler, Bernd H. J.: Mutwillige Betrachtungen zum Schwirrholz
Eichler, Bernd H. J.: Das Schwirrholz - Tongenerator zwischen Natur und Geist (Teil I),
in: Bröcker, Marianne (Herausg.): Berichte aus dem ICTM Nationalkomitee Deutschland, Bamberg 1993
Eichler, Bernd H. J.: Das Schwirrholz - Tongenerator zwischen Natur und Geist (Teil II)
(27)
Dabei konnten zu diesen komplementär konzipierten Vorlesungsveranstaltungen, bei denen auch alle Vorlesungsthemen zur Systematik der Musikinstrumente weitmöglichst als ‘Experimental-Vorlesungen’ gestaltet wurden, neben bestimmten thematisch erforderlichen Musikinstrumenten meiner Sammlung, auch immer wieder spezielle Experimentalmodelle der Vergleichsanalytischen Organologie (gerade auch zu problematischen und neuartigen natürlich-akustischen Instrumenten - siehe z.B. Fussnote 10 und 11) genutzt werden, sowie von Fall zu Fall auch bestimmte Videoaufzeichnungen von speziellen Musikinstrumenten und/oder von besonderen Laborexperimenten mit vergleichsanalytisch konzipierten Experimentalmodellen, vorgeführt werden.
Zudem wurde immer wieder betont und verdeutlicht, dass wir es auf allen Ebenen dieses Grundgerüstes und hinsichtlich aller weitergehender Schritte detaillierterer Systematisierung, immer wieder mit verschiedenartigen fliessenden Übergängen zu tun haben können, bei denen in jedem konkreten ‘instrumentellen Einzelfall’ von diesem Grundgerüst her differenziert entschieden werden muß, und auf allen weiteren Pfaden entsprechend systematischer Differenzierung, sowohl die Anwendbarkeit bzw. die ‘Reichweite’ der genannten ‘methodologischen Grundsätze’, als auch die Tauglichkeit des Grundgerüstes im Sinne notwendiger weiterer sachgerechter Differenzierungen, jeweils kritisch zu überprüfen ist.
Mit dem weiterführend-systematischen Beschreiten aller notwendigen bzw. audioorganisch real-möglichen Differenzierungs-Pfade, wird sich von diesem Grundgerüst her dann auch ein immer mehr räumlich vorzustellendes (gegebenenfalls - abhängig von Art und Anzahl zusätzlicher Aspekte - auch entsprechend vieldimensional erweitertes) Struktur-Gebilde ergeben.
In der Entwicklung all dieser Pfade sind dann aber auch die stets zur Disposition und ‘in Frage’ stehenden ‘methodologischen Grundsätze’ immer wieder in einer, durch den jeweiligen Pfad und das entsprechende Instrumental-Objekt bestimmten Weise, fragend zu überprüfen und weitergehend systematisch auszubauen.
Das heißt auch, dass diese ‘methodologischen Prinzipien’ prinzipiell so zu denken und zu bedenken sind, dass sie sich im Prozess der zunächst von ihnen mitorientierten lebendigen Forschung, stets auch selbst lebendig und flexibel im Sinne der Festigung und Erhöhung ihres Wahrheitsgehaltes, sowie im Sinne der fruchtbaren Fortführung und systematischen Vertiefung der anstehenden Forschung, sowohl auf der Ebene des Grundgerüstes, als auch auf allen weiteren Pfaden weitergehender Systematisierung, verändern und verfeinern, sowie detaillierter ausbauen und erweitern lassen sollten.
Anlagen:
Komplementäre Vorlesungsreihe ‘Systematik und Physik der Musikinstrumente im WS 2001-02
Felderdiagramm-Darstellung von Peter Simon zum ‘Versuch einer systematisch begründeten Systematisierung natürlich-akustischer Instrumente’
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